Corona ist ein Ar……h

…war vor Kurzem auf dem Shirt eines Komikers zu lesen. Und so blöd und einfach es klingt, so wahr ist es nun mal. Dieses Virus beschäftigt uns nun seit fast einem Jahr (ich meine gelesen zu haben, dass es am 31. Dezember 2019 zum ersten Mal Berichte über ein neuartiges Virus in Wuhan gab). Bereits nach Weihnachten letztes Jahr, als wir von Deutschland zurück nach China flogen, spürten wir eine gewisse Verunsicherung und was danach kam ist Geschichte. Aber irgendwie auch nicht, denn es ist immer noch da, stärker als zuvor. Und soviel Hoffnung eine Impfung in mir hervorruft, sie ist eben immer noch nicht ganz verfügbar. Keiner weiß, wie das nächste Jahr mit Impfung und Virus verlaufen wird. Wir werden wohl mit die Letzten sein, die geimpft werden. Leider hört man immer öfter von jüngeren Menschen mit schweren Verläufen. Eins ist klar. Es muss etwas passieren, möglichst schnell. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben, ob jung oder alt.

Dieses Jahr war eines der am herausforderndsten überhaupt (zumindest für mich). Ich hoffe nur sehr, dass dies nicht noch zu toppen ist.

Natürlich geht es uns, zumindest körperlich, gut und wir sind alle gesund, trotzdem war der psychische Druck bis auf eine kurze Pause im Sommer stetig enorm hoch.

Die Kinder beim Homeschooling unterstützen, stark sein und sich möglichst nichts von den Sorgen und Gedanken anmerken lassen. Die tägliche Verunsicherung über den Umgang mit dem Virus in China, die Planung des Umzugs, der Kauf eines ungesehenen Hauses in Deutschland, die täglichen Gänge zum Air China Büro in Peking, da unsere Flüge immer wieder gecancelled wurden, der Umzug nach fünf Jahren aus einer Wohnung in der siebten Etage ohne Fahrstuhl, das Drama um unseren spontanen Flug mit der Außenhandelskammer, ermöglicht durch einen Kontakt unserer Freundin. Die unermüdliche Hilfe der Mitarbeiterin der AHK, die uns so kurzfristig und spontan bis in die Nacht unterstützte. Die lieben Menschen die uns geholfen haben unseren Hund für ein Vermögen aus dem Land zu bekommen…

Manchmal frage ich mich, wie wir das alles geschafft haben. Und wie immer komme ich zu dem Schluss, dass es ohne einen Menschen wie Lars, dem Ruhepol in der Familie, der jede Situation akzeptieren und sich anpassen kann, nicht gegangen wäre. Außerdem sind unsere Kinder durch die vielen Erlebnisse natürlich auch wahnsinnig anpassungsfähig und spontan geworden. Ich bin so stolz auf sie. Wie soll man da bitte den Mut verlieren?

Der Lockdown und die Maßnahmen in Peking waren hart und leider an keinem Tag vorhersehbar. Das hat die Situation sehr schwierig gemacht. Dafür und durch die anhaltend extrem harten und vielleicht auch unverständlichen Maßnahmen, herrscht nun weitgehend Normalität in China. Nach unserer Rückkehr nach Deutschland war es ja zum Glück zumindest im Sommer relativ ruhig und angenehm, so dass wir uns gut einleben konnten. Seit dem Herbst und der unerbittlichen Rückkehr des Virus, muss ich allerdings zugeben, dass ich China sehr vermisse, obwohl wir eigentlich hier in Deutschland bisher viel Gutes erlebt haben. Das Haus ist nicht perfekt, aber sehr gemütlich und familienfreundlich. Auch die Nachbarschaft hat uns „Chinesen“ super aufgenommen. Die Kinder waren gleich im Sportverein aktiv, wir sind umgeben von Seen und Bächlein. Man kann fast alles im Ort einkaufen und sich vor allem mit den Menschen verständigen. Trotzdem fehlt mir manchmal etwas. Ein wenig Action vielleicht, das pulsierende Leben der Großstadt, ständig jemand treffen, Smalltalk hier und da, ständig plappernde Menschen um mich herum…

Wir befinden uns nun schon das ganze Jahr in dieser angespannten Situation. Ich merke, wie mich dies geprägt hat. Die ständige Unsicherheit. Die ständige Frage, wie geht es mit Schule und Betreuung weiter? Wann werden alle Kinder wieder daheim sein, bleiben alle gesund oder wird es jemand in der Familie oder im Freundeskreis erwischen…?

Die letzte war die erste Woche, in der alle Kinder in Betreuung waren (und wohl auch schon wieder die letzte). Meine Pläne, gleich im September arbeiten zu können, waren rasch über den Haufen geworfen, denn mit Beginn des Schuljahres war auch Corona wieder da. Natürlich war ich froh und dankbar Betreuungsplätze für die Kinder erhascht zu haben. Doch durch immer wieder auftretende Schließungen der Einrichtungen dauerte es bis in den Dezember, bis alle eingewöhnt waren. Auch die „Großen“ blieben nicht von Fällen in ihren Klassen/ Gruppen verschont und mussten in Quarantäne.

Mein nächster Anlauf ist nun ein Arbeitsbeginn im Januar.

Hoffen wir auf ein besseres 2021.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein trotzdem besinnliches Weihnachtsfest und ganz viel Gesundheit natürlich!

Das war es nun! Time to say goodbye…

Wer hätte das gedacht: gekommen sind wir zu fünft mit ein paar Kisten. Gehen werden wir mit fünf Kindern, einem Hund und einer unglaublichen Menge an Erfahrungen und Erlebnissen, guten wie schlechten, vor allem aber unvergesslichen. China hat es uns wahrlich nicht immer leicht gemacht. Bis zum Schluss nicht…

Gekommen sind wir ohne zu erahnen was uns erwarten würde, ohne viel Wissen über Land und Leute. Diese Kultur, die so anders ist als unsere, die man nie ganz durchschauen wird, die teilweise so gar nicht zu unseren Vorstellungen passt. Gehen werden wir nun nach über 5 Jahren. Vor allem die letzten Monate waren eine riesige Herausforderung. Man mag gar nicht mehr zurückdenken wollen, wie und wann alles begann mitten im eisigen Winter Pekings. Mit dem schönen Wetter hat sich auch die Situation hier allmählich verbessert. Allerdings wirklich nur sehr allmählich. Andere mittelgroße Katastrophen haben sich dann leider unter die steigende Hoffnung gemischt und so gibt es noch ein paar Dinge zu klären bis wir Peking endgültig verlassen können. Übrigens ist nicht einmal das so ohne weiteres möglich. Rausfliegen irgendwie schon, aber mit Hund wird es gar nicht so leicht. Aber was wäre unser Leben ohne ein bisschen Spannung bis zum Schluss. Ja, ich gebe zu es wird ein bitterer Abschied. Ein Abschied von einigen Menschen die uns sehr ans Herz gewachsen sind. Andere können wir leider nicht verabschieden und werden sie womöglich auch nie wieder sehen. Viele hatten sich in diesen unsicheren Zeiten entschieden nach Deutschland zu gehen, kommen nun aber leider nicht mehr ins Land oder wollen gar nicht. Die Chinesen beweisen gerade wieder ihre Kunst völlig undurchschaubar zu sein. Keiner weiß, was als Nächstes kommt und es wird natürlich auch nie hinterfragt. Sie wollen doch nur unser aller Bestes. Erst am Freitag hat mir eine Freundin von unserem traurigen Jubiläum berichtet. 80 Tage Homeschooling, bzw. 16 Wochen. Spekuliert über einen möglichen Schulstart haben wir eigentlich jeden Tag. Immer die gleichen Gedankengänge und doch trat nie das ein was alle jeden Tag und jede Woche gehofft hatten…Normalität…Zumindest Linus wird ab Montag die heiligen Hallen der Schule wieder betreten dürfen. Mit Maske, durchgecheckt von Kopf bis Fuß. Falls jemand in der Klasse Fieber bekommt (über 37.2) darf die gesamte Klasse das Zimmer nicht verlassen und muss ausharren bis ein Corona-Test vorliegt. Ich mag gar nicht darüber nachdenken was passiert, wenn der Test positiv ist. Was soll man machen, wir sind eben in China und in dieser Situation merkt man die Unterschiede unserer Systeme (Deutschland vs. China) noch einmal extrem stark. Es hieß zum Beispiel, dass auch der Kindergarten am Montag wieder beginnen kann. Doch das endgültige „Go“ blieb uns leider verwehrt. Auch der Start der 1. bis 3. Klassen steht in den Sternen. Wir werden natürlich auch die letzten Wochen Homeschooling tapfer überstehen. Schade ist es aber vor allem für die Kinder, die sich nicht verabschieden können.

Sicherlich stehen für uns eindeutig alle Zeichen auf „gehen“. Im letzten halben Jahr wurden wir oft enttäuscht, haben Menschen von ganz neuen, nicht immer schönen Seiten kennengelernt. Und trotzdem ist es nicht so leicht zu gehen. Zwei unserer Kinder sind hier geboren. Peking ist unser zweites zu Hause geworden. Wir haben so vieles schätzen und lieben gelernt. All die freundlichen Menschen, die sich immer gefreut haben, wenn sie uns begegnet sind, werde ich mir vielleicht manchmal zurückwünschen und die Flexibilität, die den Deutschen manchmal fehlt. Peking, unser Dorf inmitten dieser Millionenstadt. Wir als Familie sind gerade in dieser Zeit wahnsinnig zusammen gewachsen. Ich hoffe, dass wird auch ein Leben in Deutschland nicht ändern (aber bitte ohne Corona und Homeschooling 😅)!

Deutschland, wir sind bereit!!! Wir hoffen, Du bist es auch!!!!

Und plötzlich war Corona da…

Eigentlich möchte man dieses Wort langsam nicht mehr lesen, aber die letzten Wochen haben leider bewiesen, dass es uns wohl noch sehr lange verfolgen wird. Wahrscheinlich hätte man es ahnen müssen, aber irgendwie hatten alle gehofft, dass sich das Virus nicht in der gesamten Welt ausbreitet.

Nun ist es leider doch so gekommen.

Nie hätte ich mir vorstellen können, dass in Deutschland ähnliche Maßnahmen ergriffen werden müssen, wie hier in China. Doch es ist wahrscheinlich das einzig Richtige.

So ganz kann man es trotzdem nicht fassen. Auch deshalb konnte ich die letzten Wochen und Monaten keinen Blog schreiben. Für uns hier in China herrscht nun schon seit Ende Januar diese permanente Unsicherheit. Man weiß einfach nicht, wie es weiter geht und was als Nächstes kommt. Für uns Ausländer ist die Situation in vielerlei Sicht schwer einschätzbar. Man versteht größtenteils nichts von der Flut an Regeln und Hinweisen überall, bekommt News eher verspätet und wahrscheinlich nur halb übermittelt und es ändern sich wöchentlich die Richtlinien, ohne dass man manchmal weiß warum.

Besonders traurig finde ich mittlerweile die Vorbehalte gegen uns Ausländer, die sich scheinbar mit den fallenden Zahlen an Infizierten in China und den steigenden Zahlen in Europa verstärken. Eigentlich haben wir uns die ganze Zeit dazugehörig gefühlt, weil wir hier geblieben sind. Von der Botschaft gab es immer mal wieder den Hinweis, dass man aufgrund der sich schnell ändernden Lage eine vorübergehende Ausreise in Betracht ziehen sollte. Für uns als Familie stand fest, dass wir gemeinsam hier bleiben und ich nicht mit den Kindern nach Deutschland fliege. Ohne eigenen Wohnsitz war der Hauptgrund für die Entscheidung, dass wir sehr verunsichert waren von Berichten, in denen es hieß, dass die Krankheit teilweise ohne Symptome verlaufen würde, aber man trotzdem als Überträger fungieren könne. Das wollte ich nicht riskieren. Des Weiteren merke ich über die nun schon elf Wochen im Ausnahmezustand, dass wir gemeinsam als Familie am besten funktionieren. Das bringt alleine die lange Zeit im Ausland auf uns gestellt mit sich.

Die letzten Wochen waren wahrlich nicht leicht und es ist noch kein Ende in Sicht. Trotzdem bin ich sehr glücklich, dass wir uns haben, gesund sind und es bis hier her alle miteinander super gemeistert haben. Es gibt tatsächlich auch erstaunlich viele schöne und lustige Momente.

Doch wie haben wir den Beginn der Corona-Krise hier erlebt?

Angefangen hat es im tiefsten Winter. Peking Ende Januar. Eisig kalt, Minusgrade, oft grauer Himmel, schlechte Luft…ich mag gar nicht mehr zurückdenken wollen. Anders als viele andere Familien hatten wir nichts geplant. Da an Chinese New Year alle Chinesen frei haben, ist zu der Zeit alles sehr teuer. Und mit der Vorfreude auf unseren Kambodscha-Urlaub an Ostern (der sich nun natürlich auch erledigt hat) planten wir ein paar ruhige Tage im ausgestorbenen Peking. Ich hatte mich noch über eine große Eislaufbahn gefreut, die es dieses Jahr zum ersten Mal im Park um die Ecke gab.

Und dann kam plötzlich alles anders. Wir hörten von einem neuen Virus aus Wuhan vom Markt. Auf einmal ging alles ganz schnell. Nach und nach schloss alles. Die Eislaufbahn, Geschäfte, Sehenswürdigkeiten, einfach alles. Wir trafen uns noch mit Freunden etwas verunsichert im Restaurant. Als wir rauskamen durfte schon keiner mehr rein. -Geschlossen-

Das Schlimmste war und ist teilweise immer noch die Ungewissheit. In China werden Dinge beschlossen und durchgesetzt. Es gibt keine Diskussionen und selten Ausnahmen. Das macht es besonders für uns als Ausländer so schwierig. Es herrscht eine Art Willkür. Man weiß oft nicht was jemand verärgern könnte. Ich habe mich nie so verunsichert gefühlt wie jetzt. Sie machen oft Fotos von uns. Das haben sie immer getan. Gerade wegen der Kinder. Jetzt habe ich leider oft Bedenken, dass die Fotos gegen uns verwendet werden könnten, weil wir beim Tischtennisspielen oder ich beim Laufen oft keine Maske trage. Dabei haben wir sie immer. Wir müssen sie tragen, sobald wir einen Fuß vor die Tür setzen, aber wir nehmen sie dann doch herunter, wenn kein Mensch draußen ist im Hof oder auf der Straße. Mittlerweile wird man allerdings mit extrem bösen Blicken bestraft, wenn man mal kurz ohne Maske tief Luft holen möchte. Ich hoffe, dass Milo auch mal wieder in die freundlich lachenden Gesichter der Chinesen schauen kann und sich nicht an Menschen mit Masken gewöhnen muss.

Wir hatten glücklicherweise bisher keine komplette Ausgangssperre. Wir durften zum Einkaufen raus und mit dem Hund. Trotzdem hatte ich die ersten Wochen Angst unseren Wohnblock zu verlassen, weil es hieß (das tut es auch jetzt noch), wenn man über 37.3 Grad „Fieber“ hat, dann kommt man nicht mehr rein. Und was dann? Es hieß, dass es keinen interessiert. Und so ist es leider hier. Es wird nicht zu Ende gedacht.

Ich möchte mir gar nicht ausmalen, welche Auswirkungen das Virus auf die Wirtschaft und vor allem die Kleinunternehmer in Deutschland hat. Trotzdem glaube ich daran, dass jedem irgendwie geholfen wird und zumindest niemand verhungert. Hier wiederum ist diese Sicherheit nicht unbedingt gegeben. Es gibt so viele Menschen die von der Hand in den Mund leben, die Obstverkäufer, die Müllsammler, die Kioskbesitzer, die kleinen Restaurants außerhalb Richtung Mauer.

Die Tagesmutter, die Keni und seit Januar stundenweise auch Milo in ihrer Wohnung mit anderen Kindern betreut hat, wenn ich im Hort war, hat von den Einnahmen sich selber, ihre Tochter und ihre Eltern, die mithalfen, finanziert. Sie ist alleinerziehend und hat seit fast drei Monaten keinerlei Einnahmen. Für mich ein trauriges Szenario, aber ich habe sie bisher noch nie Jammern gehört. Das macht man hier nicht. Zumindest nicht öffentlich. Ich weiß nicht, was den Menschen hier erzählt wird und vielleicht ist es auch manchmal besser so, aber sie hatte unglaublich Angst, das Haus zu verlassen. Erst letztes Wochenende, zwei Monate nach Beginn der Krise, war sie zum ersten Mal mit ihrer Tochter draußen.

Das macht die Menschen hier so besonders und unterscheidet sie wahrscheinlich auch vom Rest der Welt. Sie vertrauen der Regierung. Nun wird ihnen eben suggeriert, dass alles unter Kontrolle ist, dass aber die Ausländer das Virus wieder einschleppen. Das macht mich wiederum nachdenklich, denn wir haben auch viel durchgemacht, mussten uns wochenlang ständig und überall registrieren und Temperatur messen lassen, Masken tragen, keine Freunde einladen….

Trotzdem lassen wir uns nicht unterkriegen. Wir sind gesund und ZUSAMMEN!!! Was würden wir ohne unsere Kinder machen, die uns jeden Tag das alles auch mal vergessen lassen, die ein großes Virus an unsere Wohnungstür gemalt haben, die gemeinsam mit vielen anderen Schülern der Deutschen Schule Peking einen tollen Schulsong zum Aufmuntern geträllert haben (zu sehen auf der Schulhomepage). Diese Kinder, die weitestgehend ohne zu schimpfen nun schon seit über neun Wochen jeden Tag ihre Aufgaben zu Hause erledigen, Tests schreiben, ohne Klassenkameraden durchhalten müssen. Immer mit den Geschwistern im Nacken und mit der Mama als Lehrerin. Es läuft natürlich nicht immer reibungslos, aber ich bin sehr stolz auf sie. Wir haben von Anfang an ein gemeinsames Programm entwickelt. Früh aufstehen, 8 Uhr Schulstart, erste Hofpause im Innenhof, zweite Hofpause nachmittags im Park mit ein paar anderen „Dagebliebenen“ zum Tischtennisspielen. Fast drei Monate lang schon kein Fußball, keine Schulklasse, Freunde daheim haben, Mieke’s Geburtstag „nur“ in Familie. Auch wenn nach und nach wieder etwas Normalität einkehrt, von „Alltag“ sind wir leider noch ein ganzes Stück entfernt.

Dazu kommt nun natürlich noch der besorgte Blick nach Deutschland. Wir informieren uns täglich, hören Podcasts, schauen Polit-Talkrunden. Manches macht einen stutzig, manches beruhigt. Doch nur ein Wunsch bleibt am Ende. Der nach Gesundheit für die eigene Familie und lieb gewonnene Freunde hier, aber vor allem auch für die Familie und Freunde in Deutschland…

Möge bald ein Medikament gefunden sein und eine Impfung. Und möge nach und nach mit dem Frühling auch das Leben, lachen und die Freude zurückkehren.

In diesem Sinne! Bleibt bitte alle schön gesund und passt auf Euch und Eure Lieben auf! Wir schaffen das!!!!

Frohe Ostern!!!

Long time no read!

Liebe Leserinnen und Leser,

ich weiß nicht wie es bei Euch ist, bei mir lagern sich nicht beendete Themen im Kopf ein und mindestens einmal am Tag muss ich daran denken bis ich sie abgearbeitet habe und endlich streichen kann. Gerade um die Zeit vor Weihnachten, wo eine Party die nächste jagt, wo man Geschenke braucht noch und nöcher, wo Männer 40 werden und dies leider viel zu sehr in den Hintergrund rückt, Adventskalender für die Schule und zu Hause befüllt oder zumindest besorgt werden müssen, es hier und da von Veranstaltungen wimmelt, Geburtstagspartys ausgerichtet werden „müssen“ und, und, und…

Dies einmal erwähnt (ich bin sicher, so geht es den meisten in diesen turbulenten Zeiten), habe ich mir heute endlich mal die Zeit genommen (zwei Stunden Turbo-Blog mit Baby aufm Arm und Wickel-/Stillpause) über diesen Ende Juli angefangenen Blog zu schauen. Ich begann diesen Blog inmitten der Ferien zu schreiben, als klar war, dass wir noch ein weiteres Jahr in Peking bleiben würden und als die drei „großen“ Kinder kurz davor waren nach Deutschland zu fliegen, ganz allein.

Fast vier Monate später erinnere ich mich an ihre Abreise. An die Zeit am Flughafen, den schweren Abschied, den man sich natürlich nicht anmerken lassen darf. Die langen Stunden des Wartens und die Nachricht, sie seien endlich angekommen. Ich hochschwanger mit Nr. 5, unserem kleinen Surprise-Baby Milo, der am 4. November schon wieder 3 Monate geworden ist und den wir auf keinen Fall missen möchten, weil auch er noch einmal mehr Freude und Leben in unsere etwas enge, aber kuschelige Wohnung bringt. Wir werden nicht jünger. Das merken wir schon manchmal. Den wenigen Schlaf habe ich vor 10 Jahren noch besser weggesteckt. Die Themen werden vielfältiger. Von Handynutzung bei Linus bis einschläfern des Babys haben wir nun alles am Start. Trotzdem liebe ich unsere Großfamilie, vor allem wenn alles nach Plan läuft und das ist natürlich nicht immer so. Aber wir sind auch sehr flexibel geworden. Immer noch ist mein Anspruch, jedem Kind so gut es geht gerecht zu werden. Jeder und jede soll auf seine/ihre Kosten kommen. Manchmal treibt mich die ganze Planerei in den Wahnsinn, aber da muss ich nun für ein Weilchen durch in der Hoffnung, dass die Kleinen ja schneller selbständig werden, weil sie sich alles bei den Großen abschauen. Ausserdem helfen die Großen auch viel. Ich muss einfach noch besser lernen ein paar kleinere Aufgaben an sie zu übertragen.

Nun steht der Winter in den Startlöchern. Diese Nacht zeigte das Thermometer zum ersten Mal unter Null. Nicht so meine Jahreszeit, aber wenn ich mich daran gewöhnt habe, geht auch das wieder. Und jährlich grüßt das Murmeltier: Wir haben mal wieder die Wohnungssuche in München gestartet. Wird nicht leichter mit 5 Kindern und Hund.

Falls ihr Interesse habt, hier noch mein Text von Ende Juli:

Wieder einmal liegen ein paar spannende Wochen und Monate mit vielen Entscheidungen hinter uns, aber auch der Ausblick auf die nächsten Wochen lässt nicht viel lange Weile aufkommen. Anfang August wird unsere Familie um noch ein Mitglied wachsen. Alle sind gespannt und voller Vorfreude, ob Linus Unterstützung bekommt oder ob unsere zwei Männer dann endgültig den Machtanspruch verlieren werden. Auch wenn wir es Linus sehr gönnen würden, so wissen wir ganz sicher, dass er ein toller großer Bruder ist und sich super um seine Bande kümmert. Doch auch die Mädels darf man nicht unterschätzen. Keni ist unser kleiner Wirbelwind, die alle auf Trab hält, die aber mit ihren roten Haaren und ihrem frechen Lächeln alle in ihren Bann zieht. Und auch wenn es oft Streit gibt, so ist es gerade hier in China, glaube ich, um so schöner für die Kinder, dass sie sich gegenseitig haben. Vor allem in den Ferien merke ich das ganz stark. Ich fände es schade, wenn sie sich acht Wochen lang allein beschäftigen müssten. Bald geht es zu den Großeltern. Diesmal fliegen sie allein, zumindest eine Strecke. Nicht der schönste Gedanke für mich, aber auch das würde ich wohl nie zulassen, wenn ich nicht wüsste, dass sie sich umeinander kümmern, wenn es hart auf hart kommt. Ich weiß, dass es für die Kinder der schönste Urlaub überhaupt ist, fernab der großen Stadt, im Grünen, mit Familie und Freunden und vielen tollen Ausflügen. Für mich werden es natürlich wieder einsame drei Wochen, ob wohl ich nicht allein sein werde. Keni bleibt und irgendwann kommt ja noch das Geschwisterchen dazu. Aber es fehlen eben noch drei weitere. Die restliche Ferienzeit die sie in Peking verbringen, versuche ich Ihnen natürlich auch etwas zu bieten. Nicht jeden Tag ist es ein großer Ausflug. Ist ja doch mit allen und in Peking ein ziemlich großer Aufwand jedes Mal, aber wir haben schon einiges geschafft. Schwimmbad, Zoo, Fahrradtouren, Trampolinpark, aber auch einfach mal spielen zu Hause.

Doch wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass wir bleiben? Zu viele Dinge brachten unsere wenig vorhandene Planung immer wieder durcheinander. Zu beschäftigt war auch ich mit der Arbeit im Hort, Schwangerschaft und der Freizeitgestaltung der Kinder, dass wenig Zeit für Gedanken und Planung des Umzugs blieben. Bis drei Wochen vor Ferienbeginn wussten wir nicht wie es weiter geht.

Während an einem Tag das vielversprechende Angebot lockte, bestand der nächste aus Frust über plötzliche Absagen. Immer wieder wurde unsere schlechte Planung über den Haufen geworfen. Die Uhr lief gegen uns. Als dann doch relativ klar war, dass wir gehen würden, kam Lars mit der Verlängerung nach Hause. Irgendwie waren wir dann zwar doch erleichtert, was uns allerdings etwas ärgerte, waren die schlechteren Konditionen, denn auch wenn man meint, dass man hier viel besser bezahlt wird, so ist das Leben in Peking auch nicht gerade sehr günstig, vor allem nicht mit einer Großfamilie. Viel jammern bringt nichts und es geht uns ja auch nicht schlecht. Es müssen eben immer wieder Lösungen und Ideen gefunden werden. Eine Lösung war eine günstigere Tagesmutter für Keni. Dies fiel mir sehr schwer, weil Keni nicht ganz so unproblematisch ist, wie die anderen drei es waren. Die neue Tagesmutter ist eine Chinesin mit einer eigenen Tochter und Eltern, die mit bei ihr in der Wohnung leben und helfen. Alles ist dort etwas unorganisierter, die Wohnung kleiner, viele Kinder, viel Spielzeug. Aber Keni lernt viel Chinesisch und auch viele andere Kulturen kennen. Es gibt Kinder aus Amerika, Japan, Frankreich, Polen, China usw. In dieser Woche fand ich es rührend als Keni den Opa sah und ihm in die Arme rannte. Da wusste ich, dass sie sich wohl fühlt.

Nun bewegen wir uns mit großen Schritten auf Weihnachten und Neujahr zu und sind gespannt was das neue Jahr bringen wird.

4 Jahre China gehen zu Ende…

Es ist mal wieder soweit. Ein weiteres Jahr ist wie im Fluge vergangen und im Sommer werden wir uns wohl von China verabschieden müssen. So merkwürdig es ist, doch so richtig mag ich mich noch nicht freuen. Zu viel ist mal wieder los. Zu wenig haben wir uns bisher mit dem Umzug beschäftigt. Keine Flüge gebucht. Zu sehr sind wir mit unserem Alltag beschäftigt. Selbst nachdem wir Ostern in Deutschland verbracht haben und wieder einmal eine schöne Zeit und richtig schönes Wetter hatten, will sich noch nicht wirklich Vorfreude bei mir einstellen. Ich muss dazu sagen, dass ich nur für mich sprechen kann. Lars ist wie immer relativ entspannt. Er hat in Deutschland seinen Job sicher und wird sich da auch schnell wieder hineinfinden. Für mich beginnt wieder einmal die Zeit der Neuanfänge in vielerlei Hinsicht. Wenn ich mich dann einmal wieder damit befasse, finde ich es bestimmt wieder spannend, aber es wird auch einige Enttäuschungen geben. Ich muss nur langsam mal loslegen mit der Organisation.

Es ist wie es ist und Deutschland hat definitiv seine Vorzüge. Die Kinder kennen Deutschland eigentlich nur vom Urlaub und ich glaube, dass es schon eine Enttäuschung für sie wird, wenn sie in München auch nicht jeden Tag die Großeltern sehen und Alltag eintritt. Trotzdem freuen sich die Kinder sehr auf Deutschland und das ist auch gut so. Wahrscheinlich haben wir Erwachsenen eh mehr mit der Umstellung zu kämpfen als sie. Es muss viel organisiert werden, aber hauptsächlich ist es natürlich erst einmal die Wohnungssuche die uns beschäftigt hat. Diese ist überhaupt nicht erfolgreich gelaufen, was zu erwarten war. Selbst der von uns engagierte Makler hat sich bisher noch nicht wieder bei uns gemeldet. Doch wie es der Zufall so will, erzählte ich einer Bekannten aus Peking von unserer erfolglosen Wohnungssuche und sie verkündete mir, dass sie doch ein Reihenhaus in München besäßen, welches sie weiter vermieten müssen, da ihr Mann nun doch noch seinen Vertrag in Peking für zwei weitere Jahre unterschrieben hat. Sie schickte mir auch gleich das Exposé und den Kontakt des Verwalters. So viel Glück konnte ich kaum fassen. Auch mit dem Termin zur Besichtigung klappte es reibungslos und so fuhren Lars, Keni und ich für zwei Tage nach München. Wir trafen Freunde, schauten bei unserem Lager vorbei und genossen diese immer noch schöne Stadt. Es wurde und wird natürlich immer noch viel gebaut, aber trotzdem besitzt diese Stadt einen ganz eigenen Charme. Das Haus ist schön, groß genug und in familienfreundlicher Lage. Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Schulen und Kindergärten befinden sich in näherer Umgebung. Trotzdem erschrak ich etwas als ich eine Grundschule für Gwen und eine Schule für Linus besuchte. Unsere Schule in Peking ist nun wirklich sehr modern und familiär, doch was mich in München erwartete, ließ mich kurz schlucken. Die Schulen sind eher groß, grau und etwas in die Jahre gekommen. Nicht sehr einladend. Aber auch daran wird man sich gewöhnen.

Ich hatte gehofft, dass der Besuch in München, wo wir sieben Jahre lang vor Peking gelebt hatten und wo drei unserer bald fünf Kinder geboren sind, meine Vorfreude wenigstens etwas ansteigen lässt. Doch so richtig hat sich nichts getan.

Das Haus befindet sich in einer anderen Ecke von München, in die es uns in den Jahren zuvor nur selten verschlagen hatte. Es wird also viel zu entdecken geben. Und es wird sicherlich schön unser Lager auszuräumen und nach vier Jahren Dinge wieder zu entdecken, die wir zwar nicht vermisst haben, aber uns freuen werden, sie zu sehen. Andererseits haben uns diese vier Jahre gelehrt, dass man wirklich nicht viel braucht zum Leben. Natürlich haben wir einiges angehäuft, aber dies hat gedauert und wir haben nichts wirklich vermisst.

Ich frage mich immer wieder weshalb es mir so schwer fällt mich von China zu trennen. Der Dreck, die fehlenden Manieren der Menschen, die Wohnung, in der so oft etwas nicht funktioniert, die Lautstärke, der tägliche Stress in dieser verrückten Stadt und doch haben wir uns irgendwie angepasst und uns an den Wahnsinn gewöhnt. Es hat lange gedauert, doch wir haben es uns so schön es nur geht, gemacht. Die Kinder sind gut mit Schule und Sport versorgt und ich bin auch sehr glücklich mit meiner Arbeit in der Schule. Das alles wieder aufzugeben fällt wirklich schwer. Zumal man weiß, dass der Prozess in München wohl ähnlich lang dauern wird. Es kann ja aber auch eine Chance sein und vielleicht wird dann doch alles leichter und besser als wir es uns im Augenblick vorstellen können.

Weihnachten und Neujahr in Neuseeland

Die Zeit von den Sommerferien bis Weihnachten ist wieder einmal viel zu schnell vergangen. Einerseits ist das natürlich schön, andererseits bleibt für jegliche Planung viel zu wenig Zeit. Durch meinen Wechsel von der Mittagsbetreuung in den Hort arbeite ich nun jeden Tag in der Schule. Somit bleibt mir am Morgen nur etwas Zeit für Einkäufe, Spaziergänge mit Cookie, Haushalt und für Keni. Als ich gefragt wurde im Hort zu arbeiten, musste alles schnell gehen. Ich war ja schon lange auf der Suche nach Betreuung fuer Keni. Der deutsche Kindergarten nimmt Kinder erst mit zwei Jahren und die meisten anderen Einrichtungen beginnen ab anderthalb oder später. Durch eine Nachbarin erfuhr ich von „Little Park“, eine kleine private Einrichtung im Nachbarhaus. Das Ganze befindet sich in einer Wohnung, nicht spektakulär, rausgehen geht leider nicht, weil innerhalb des Blocks zu viele Autos fahren, aber es gibt viel Platz zum Rennen und Toben drinnen. Gekocht wird frisch und selbst wenn nur drei oder vier Kinder anwesend sind, gibt es mindestens drei Erzieher. Schön ist, dass sie sich immer auf die Kinder verteilen und versuchen jedem Kind gerecht zu werden. Der Umgang ist sehr liebevoll. Gesprochen wird vorrangig Chinesisch, aber auch Englisch. Auf jeden Fall bin ich sehr zufrieden damit Little Park gefunden zu haben, denn sonst hätte ich nicht im Hort anfangen können. Obwohl sie nur bis 15:30 Uhr geöffnet haben, erlauben sie mir Keni nach 16 Uhr abzuholen, denn nach Schulschluss muessen wir immer noch Mieke vom Shuttlebus abholen, der vom Kindergarten kommt und erst dann düsen wir alle gemeinsam zum Kindergarten. Ich bin wirklich sehr dankbar, dass Nina (die Besitzerin) mir so viel Flexibilität ermöglicht.

Lange Rede kurzer Sinn, irgendwie habe ich mich nicht bereit für Neuseeland gefuehlt, aber andererseits sollte unser letzter Urlaub während unserer Zeit in China etwas Besonderes sein. Ostern werden wir uns wohl der Wohnungssuche in Deutschland widmen müssen und spätestens im Sommer sicherlich mit viel Bürokratie herumschlagen.

Viel zu spät entschieden wir uns dann doch für Neuseeland und hatten arg Probleme noch einen Camper zu bekommen. Der Reiseführer den wir von Lars seinem Kollegen bekommen hatten, lag die letzten Wochen vor Abflug unberührt an Ort und Stelle, zumindest hatte aber Lars einen groben Plan erstellt.

Bis zum letzten Tag vor Abreise waren wir mit Weihnachtsfeiern, basteln und backen in der Schule und mit Gwen’s Geburtstag voll verplant. Wir sehnten uns nach etwas Ruhe und Entspannung.

Der Flug war dann recht lang. Erst vier Stunden nach Hongkong und dann elf Stunden nach Christchurch auf der Südinsel. Als wir aus dem Flughafengebäude traten wurden wir von blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein empfangen. Die Luft roch frisch und nach gemähtem Gras. Der Camper war kleiner und oller als erhofft (für einen horrenden Preis), aber wir konnten vor Ort beim Verleih unsere Taschen einlagern. Nicht mal die hätten wir irgendwo unterbringen können. Bevor wir richtig starten konnten, mussten wir natürlich noch einige Lebensmittel einholen. Da wir dann bereits zu spät dran waren, um noch auf einen richtigen Campingplatz zu fahren, suchten wir uns einen öffentlichen Stellplatz am Hafen von Lyttleton, einem Vorort von Christchurch. In Neuseeland darf man an vielen Stellen mit dem Camper stehen, der über Sanitäranlagen verfügt. Leider verließ uns das gute Wetter schon am zweiten Tag und es nieselte immer wieder auf unserer Fahrt von Lyttelton nach Akaroa, einer weiteren Hafenstadt, die beim großen Erdbeben 2011 nicht so sehr zerstört wurde und die von daher sehr an Beliebtheit unter den Touristen gewonnen hat. Kurz zur Info: 2010 und 2011 wurde Christchurch von zwei starken Erdbeben erschüttert. Dabei wurde ziemlich viel zerstört. Aber man hat fast alles wieder aufgebaut.

Zurück zu Akaroa: Dort werden von einigen Anbietern Besichtigungstouren auf Booten zu den Walen und Delfinen angeboten. Irgendwie hatte uns der Jetlag allerdings doch mehr erwischt als gedacht, denn so richtig kamen wir nicht zurecht mit den Zeiten und somit blieb es an diesem Tag bei einem kleinen Spaziergang zum Strand und durch das kleine Städtchen, dessen Supermarkt natürlich auch schon die Bordsteine hochgeklappt hatte und alle somit mit leicht knurrendem Magen in die Betten steigen mussten. Am nächsten Morgen ging es weiter zu unserem nächsten Ziel, Oamaru. Wenn man die langen Landstraßen entlang fährt, erinnert vieles an Deutschland. Aber die Ortschaften, Geschäfte und Holzhäuser erinnern eher an die USA. Selten sind die Gebäude zweistöckig. Überall gibt es kleine Cafés, Diner und Motels.

Neuseeland hat ja nur ungefähr 4,8 Mio. Einwohner, aber 50 Mio. Schafe. Dies im Hinterkopf wunderten wir uns noch den ganzen Urlaub öfters, dass wir vermeintlich ebenso viele Kühe wie Schafe sahen. Vielleicht lag es daran, dass Kühe einfach auffälliger sind, als Schafe.

Oamaru ist bekannt fuer seine Pinguinkolonien. Diesmal mieteten wir uns auf einem richtigen Campingplatz ein, denn dieser versprach beste Chancen Pinguine hautnah zu sehen. Die nur milchflaschengroßen Tierchen kommen angeblich jeden Abend nach Sonnenuntergang vom Meer am Campingplatz vorbei gewatschelt. Es sind im Sommer bis zu 180 Tiere. Da es erst sehr spät dunkel wurde, gingen wir 22 Uhr auf die Suche, wie auch die meisten von unserem Campingplatz. Es war ziemlich kalt am Wasser. Nur ca. 9 Grad und recht windig. Wir warteten und warteten, doch nichts passierte. Die ersten Leute gingen zurück. Auf einmal stand so ein kleiner Kerl vor mir. Er hatte auch gar nicht viel Angst. Glücklich, dass wir wenigstens einen gesehen hatten gingen wir ins Bett. Am nächsten Morgen stand ich früher auf, denn ich wollte eine kleine Runde am Wasser drehen. Ich traute meinen Augen nicht, als ich auf einem Steg all die Pinguine sah auf die wir gewartet hatten. Als ich zwei Stunden später nochmal mit den Kindern dort war, waren bereits fast alle Pinguine wieder verschwunden. Danach stiegen wir in den Camper und fuhren zu unserem nächsten Ziel. Auf der Otago Insel steuerten wir das Royal Albatross Zentrum an. Die Albatrosse koennen eine Flügelspannweite von bis zu zwei Metern aufweisen. Die Insel ist wunderschön. Eine kleine Straße schlängelt sich am Ufer des Meeres entlang und alles ist unglaublich grün. Als die Sonne herauskam leuchtete alles noch mehr. Die Albatrosse waren beeindruckend, wie sie durch die Luft schwebten. Noch beeindruckender waren aber die Robben die sich am Strand tummelten. Wie sie sich auf ihren Flossen voran bewegten, macht sie sehr liebenswert, obwohl sie ja nicht ganz ungefährlich sind.

Nachdem wir, wie so oft, an einem der schönen Spielplätze Halt gemacht und gegessen hatten, meinte Lars dass er sich noch fit fuehlt und wir fuhren etwas durch die Nacht. Wie immer, war unser Problem, dass die Campingplätze gegen 20 oder 21 Uhr schlossen und wir so meist auf gut Glück schauten, ob wir uns irgendwo hinstellen konnten. An diesem Abend hatten wir wieder Glück. Wenn ich die Staedtchen auf der Karte sehe, wuerde ich zumindest in Deutschland denken, dass da nichts weiter als ein paar Haeuser stehen. Hier ist trotzdem meist alles vorhanden. Geschäfte, Kindergarten, Schule, ein wenig Industrie und vor allem tolle Spielplätze. Irgendwo am Rand findet man meist einen Wohnmobilstellplatz, wenn man Glück hat, mit Toilette. Die meisten Einheimischen sind wirklich sehr freundlich. Sie grüßen meist freundlich und als wir nachts kurz am Straßenrand standen und in der App nach einem Campingplatz suchten, kam ein junger Kerl extra nochmal zurückgefahren, um zu fragen ob bei uns alles in Ordnung ist.

Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück gemütlich am Spielplatz und einer Shoppingrunde im Supermarkt fuhren wir weiter zum Lake Te Anau, welches eingebettet in die schöne Fjordlandschaft Neuseelands liegt. Gleich bei Ankunft fuhren wir zu einem der vielen Reisebüros, weil wir zu den Glowworm Caves (der Glühwürmchenhöhle) wollten, zu der man aber nur mit einem Boot kommt. Eine Stunde später schon saßen wir auf dem Boot. Die Insel war wie im Film, noch ziemlich unberührt. Nach einer kurzen Einführung ging es in die 200m lange Höhle die noch recht jung ist. 1948 erst wurde sie gefunden. Innen ging es über Gitter durch die Höhle. Immer mal wieder leuchteten Glühwürmchen an der Decke. Das schönste war dann eine kurze Bootsfahrt in absoluter Finsternis. Ueber uns tausend Glühwürmchen. Es war mystisch, zauberhaft, aber auch etwas gruselig, denn ich konnte nicht mal Keni erkennen, obwohl sie auf meinem Schoß saß. Es war definitiv ein lohnenswertes Erlebnis. Zurück an Land brauchten wir natürlich noch einen Platz fuer die Nacht. Ein Campingplatz hatte noch geöffnet. In dieser Gegend gab es wahnsinnig viele Wanderwege. Leider blieb uns wie immer nicht sehr viel Zeit zum Wandern. Unser Programm fuer die 17 Tage war recht straff. Dafür besuchten wir allerdings viele Spielplätze, und davon gibt es in Neuseeland richtig tolle. Das reichte den Kindern schon, denn in Peking gibt es ja leider keine Spielplätze. Ich war immer glücklich, wenn ich meine Runde laufen konnte und so Sightseeing mit Sport verbinden konnte. In dieser Ruhe zu laufen ist wahrlich eine Wohltat. In Peking hört man sogar im Park überall die Straße. Hier hörte ich immer nur Vogelgezwitscher, das Rauschen des Windes oder Wassers. Am nächsten Morgen ging es in Richtung Milford Sound, einem Aushängeschild für Neuseeland und gleichzeitig Weltkulturerbe. Auf der Fahrt fanden sich am Straßenrand immer wieder kleine Wanderrundwege, was dazu führte, dass wir bis kurz vor Einbruch der Dunkelheit fuhren bis wir die Sounds erreichten. Von dort aus kommt man nur mit dem Boot weiter, aber dafür war keine Zeit und es war zu spät. Wir machten also dort auf dem Parkplatz Abendessen und traten den Rueckweg in die Zivilisation an. Es war sehr ungewohnt für uns, denn wir hatten die ganze Fahrt über keinen Empfang mit unseren Telefonen. Der Rückweg war unheimlich, denn kein Mensch war mehr unterwegs, nur zahlreiche Kleintiere, vor allem Hasen, rannten ständig auf der Straße herum. Als die Müdigkeit überhand nahm fuhren wir auf den nächstmöglichen Stellplatz der am Straßenrand ausgewiesen war. Was wir nicht wussten und was auch nicht irgendwo vermerkt war (erst als wir es wussten, fanden wir die Infotafel), dass wir hätten uns anmelden und bezahlen sollen. Früh am Morgen wurden wir von ziemlich unsanftem Gehämmer gegen die Wohnmobiltür geweckt. „Ranger“ rief er. Lars öffnete die Tür. Ein leger gekleideter Mann, nicht mit Hut und Uniform wie in den USA, fragte, ob wir bezahlt hätten. Wir wussten nicht wovon er sprach, zahlten aber ordnungsgemäß und nicht gerade wenig für das Plumpsklo in der Wildnis. Wieder etwas gelernt. Nachdem die letzten Tage ziemlich verregnet waren, war an diesem Tag strahlender Sonnenschein.

Schon saßen wir wieder im Auto auf dem Weg nach Queenstown, einem beschaulichen, kleinen, aber pulsierenden Ort am Lake Wakatipu, dem zweitreinsten See auf der Erde. Auch der sauberste befindet sich in Neuseeland. Das Wasser ist sauberer als abgefülltes Mineralwasser. Wir waren sehr erstaunt, als wir an den kleinen Strand kamen und dort Massen an jungen, feiernden, schönen Menschen vorfanden, die sich in der Sonne rekelten, Sport trieben und tranken. Es gab einen großen Spielplatz und zahlreiche Aktivitäten auf dem Wasser. Nicht umsondt gilt Queenstown als Adventure Capital. Lars und die Kinder steuerten direkt auf die Speedboote zu. Sogar Mieke durfte schon mitfahren, worauf sie sehr stolz war. Die Fahrt dauerte eine Stunde, die ich mir mit Keni irgendwie vertreiben musste und da wir eh noch nicht viel gewandert waren schnallte ich sie mir auf den Rücken und wir wanderten zur oberen Station der Skyline Gondola, wo wir uns später mit dem Rest der Familie treffen wollten, weil es da oben eine Sommerrodelbahn gab. Der Weg war anfangs ziemlich steil und rutschig, außerdem kamen oft Mountainbiker auf den verschiedenen Strecken neben uns vorbei gedonnert; in Neuseeland ein extrem beliebter Sport. Zum Glück wurde es irgendwann besser und der Weg wandelte sich zu einem richtig angenehmen Track. Keni hatte Spaß auf meinem Rücken und oben wurden wir mit einer tollen Aussicht auf den See und die umliegenden Berge belohnt. wir warteten dann oben auf die Speedbootler, die mit der Gondel hoch kamen und dann direkt auf den Sessellift umstiegen, um eine Runde auf der Sommerrodelbahn zu drehen. Soviel Action brauche ich ja überhaupt gar nicht. Wandern oder laufen reicht mir. Einfach die Natur genießen. Das Zwitschern der Vögel, die hier übrigens wunderschön singen, und die vielfältige Vegetation. Das ist hier wahnsinnig beeindruckend. Und natürlich die unterschiedlichen Gerüche in der Natur, nicht immer nur Essen, wie in Peking. Hinunter mussten auf jeden Fall alle zu Fuß.

Die Gegend um den See diente teilweise als Kulisse für die „Herr der Ringe“ Filme. Die Neuseeländer verehren Peter Jackson den Regisseur und sind ihm sehr dankbar, dass er ihr Land in den Filmen so beeindruckend präsentiert hat. Wir wollten noch ein wenig davon erkunden und fuhren am See entlang in die Dunkelheit und übernachteten auf einem kleinem Stellplatz direkt am See. Nachts eher unheimlich ohne Licht, aber am Morgen ein Traum für die Kinder zum Spielen. Sogar unsere Trinkflaschen konnten wir direkt mit Wasser aus dem glasklaren See befühlen. Nur die vielen Sandmücken machten uns zu schaffen.

Und schon saßen wir mal wieder im Auto in Richtung Lake Wanaka, einem weiteren glasklaren See, in dem der berühmte Wanaka Baum steht. Es war der 24. Dezember, aber irgendwie doch ein Tag wie jeder andere im Urlaub, nur dass am Abend der Weihnachtsmann ein paar Geschenke ans Wohnmobil gestellt hatte und wir in einem netten Burgerladen zu Abend aßen. Für uns war es okay, aber fuer die Kinder tat es uns schon etwas leid. Für sie soll Weihnachten schliesslich schon etwas besonderes sein. Zumindest hatten wir noch eine kleine Überraschung parat. Die Puzzling World ist eine kleine Welt voller Illusionen und optischen Täuschungen. Wir hatten richtig viel Spaß. Neben den optischen Täuschungen gab es auch noch ein Labyrinth draußen. Bei ziemlicher Hitze musste man den Weg zu vier Türmen finden und dann noch den Ausgang. Das Labyrinth verlangte alles von uns ab. Fast eine Stunde irrten wir darin herum. Aber cool war es trotzdem. Das schöne Wetter blieb uns weiter erhalten, so dass wir den nächsten Vormittag vor der Weiterreise am Strand verbrachten und uns den Baum im Wasser anschauten.

Am Nachmittag ging es weiter in Richtung Franz-Josef Gletscher. Die Fahrt dauerte eine Weile, so dass wir erst in der Nacht am Gletscher ankamen. Zwischendurch machten wir noch einen einsamen Abstecher nach Jackson Bay, einem rauhen 10-Seelen Ort in dem die ersten Siedler 1875 nur drei Jahre blieben, weil das Wetter dermaßen wechselhaft war. Dies erlebten wir hautnah. 48 Kilometer fuhren wir eine einsame Straße entlang. Am Ende der Straße lag der kleine Ort an dem der Wind so eisig und stark war, wie nirgends sonst zuvor. Wir kämpften uns ein wenig den steinigen Strand entlang, gaben aber schnell auf. Es lagen ein paar Fischerboote im Hafen. Mehr kann man dort wahrscheinlich auch nicht machen. Wir waren dann doch froh, als wir wieder im geschützten Camper saßen. Mittlerweile war es schon wieder so spät, dass wir kurz vorm Gletscher irgendwo am Straßenrand nächtigten. Die Temperaturen sind aufgrund von tropischem Wetter sehr angenehm, was man in Verbindung mit einem Gletscher eher nicht erwarten würde. Während der kleinen Wanderung zum Gletscher wechselte die Vegetation von dichtem Regenwald mit Palmen und Farnen zu einem steinigen, grauen Weg neben dem Flussbett, durch das ziemlich schlammiges, graues Wasser vom Gletscher her geflossen kam. Wir hatten zumindest Glück, dass der Himmel bei Ankunft gerade etwas aufriss, so dass der etwas grau und schmutzig erscheinende Gletscher zumindest etwas weiß und türkis funkelte. Auf den Gletscher kommt man nur mit geführten Touren im Helikopter, helihiking nennt sich das Ganze. Insgesamt war es dann landschaftlich zumindest nicht das Highlight unserer Reise. Weiter ging es erstmal wieder zum Meer. Es herrschte ziemlicher Wellengang und war recht ungemütlich, was die Kinder nicht davon abhielt sich nackt von den auslaufenden Wellen nass machen zu lassen. Nachdem sich alle gestärkt hatten, fuhren wir weiter in die Nacht hinein und hielten an einem Parkplatz an dem wir am nächsten Morgen in einem richtig urigen Café, das wahrscheinlich den ganzen Ort beschäftigte, das beste Frühstück des gesamten Urlaubs aßen mit Hot Chocolate, Cappuccino, Pancakes, Müsli und Joghurt. Natürlich alles bio ohne Ende.

Unser Camper war ausgestattet mit einem auf GPS basierenden Touristenguide. Man empfängt den Sender über Radio und kann darüber Musik hören. Doch es gibt eine Besonderheit. Immer wenn man sich kurz vor einer großen oder kleinen Attraktion befindet, dann ertönt ein Signal und man erhält sehr detaillierte Informationen über die Region in der man sich gerade befindet. So machten wir doch ab und zu Abstecher in Gegenden die wir ursprünglich nicht auf dem Plan hatten. So auch an diesem Tag. Und zwar warb das Radio für die kleine, alte, verlassene und nun als Museum und Touristenmagnet dienende Kleinstadt Shantytown. Wir hatten uns das Ganze gar nicht so professionell vorgestellt, doch es war wirklich eine ganze Stadt ausgestellt und ausgestattet. Es gab einen Saloon, eine Schule, Gefängnis, Feuerwehr, Kirche, eine Dampfeisenbahn mit der man fahren durfte und für die Kinder die Möglichkeit Gold zu waschen. Es kostete uns schon etwas Zeit, doch es war ein lohnender Umweg. Weiter ging es an der Westküste zu den Pancake Rocks, einer Felsformation am Wasser die tatsächlich wie übereinander gestapelte Pancakes aussieht. Nicht nur die Felsen, auch die Aussicht von da oben auf das weit unten tobende Meer waren toll. Es ist alles immer nett aufbereitet und beschrieben. Als wir mit dem Rundweg fertig waren, fuhren wir weiter. Es war schon wieder recht spät und alle Campingplätze in der Umgebung waren voll. Also schliefen wir wieder auf einem Parkplatz auf dem es zwar auch schon recht voll war, wir uns aber irgendwie dazwischen quetschten.

Am nächsten Tag hatten wir wieder eine längere Fahrt vor uns. Wir wollten zum Abel-Tasman National Park recht weit im Norden der Insel. Dieser Teil der Südinsel ist gerade in den Sommerferien der beliebteste, weil es dort vergleichsweise wenig regnet und angenehm warm ist. Hier waren wir sogar so klug und reservierten uns einen Platz auf dem Campingplatz. Bei Ankunft stellten wir fest, dass wir einen platten Reifen hatten. Glück im Unglück sozusagen. Der Campingplatz war idyllisch am Eingang des Nationalparks gelegen, dass ich mir gleich Keni schnappte und mit ihr etwas in den Park hinein lief. Leider wurde es schnell dunkel und der Weg zu uneben, sodass wir bald umdrehen mussten. Am nächsten Tag gingen wir dann alle zusammen in den National Park. Wandern ist ja mit unseren kleinen Kindern dann doch nur begrenzt möglich. Aber es war schon beeindruckend, wie viele Wanderer voll ausgerüstet sich auf den 51 km langen Track begaben. Der Abel Tasman Coast Track soll wohl Neuseelands schönster sein. Wenn man auf dieser Strecke in den Camps übernachten möchte muss man einen Pass kaufen. Von solchen Wanderungen sind wir aber, wie gesagt, weit entfernt.

Nach einem kurzen Badestopp saßen wir wieder im Auto Richtung Nelsen, einer größeren Stadt im Norden, die vor allem für den Obstanbau in Neuseeland bekannt ist, weil es so viele Sonnenstunden gibt. Die Äpfel sind wirklich sehr lecker und garantiert bio. Überhaupt ist in den Supermärkten alles recht bio. Lars und ich schämten uns immer richtig, wenn wir Zucker in unseren Kaffee wollten (ich verrate an dieser Stelle nicht wie viel;-). Ich liebe nun wirklich Obst und Gemüse, zwischendurch brauche ich es aber auch mal süß. Doch selbst jeder Joghurt hatte einfach keinen Zucker. Na ja, zumindest Gummibärchen gab es.

Nelson gefiel mir sehr gut. Es ist eine Stadt am Meer die zugleich recht hügelig ist mit schicken Häuschen mit Meerblick. Es gibt einen schönen Strand und einen riesigen Spielplatz am Wasser mit Grillplätzen, was Lars gleich nutzte um zu grillen. Die meisten, die schon mal da waren hatten uns erzählt, dass man in Neuseeland so schön grillen kann. Leider hatten wir zu selten die Zeit, um es uns wirklich gemütlich zu machen. Wir hatten schon ein sehr straffes Programm. Auch in Nelsen schliefen wir letztendlich erlaubter Weise auf dem Parkplatz eines Supermarktes, weil es nach dem Essen schon wieder zu spät war um auf einem Campingplatz einzuchecken. Am nächsten Tag liefen wir ein wenig durch die Stadt und gingen dann noch in einen kleinen Wildlife Park, wo die Kinder Tiere füttern konnten. Nachdem sie sich dort an der frischen Luft ausgetobt hatten, begaben wir uns wieder auf die Straße nach Kaikoura, einer kleinen Stadt am Wasser von der aus man vor allem Touren zum Wale, Delfine und Seerobben beobachten unternehmen konnte. Wie fast immer kamen wir schon im Dunkeln in den Ort, fanden noch ein Restaurant und einen freien Stellplatz am Rande des Ortes. Der Parkplatz war, wie so oft in Neuseeland, völlig unbeleuchtet. Wir wussten, dass vor uns das Wasser war, aber es war schon immer recht spannend, wenn man am anderen Morgen ausstieg und sah wo man gelandet war. Diesmal hatten wir wieder Glück. Wir standen genau am Start eines Wanderweges hinauf zu Steilküste von der aus man das Meer überblicken konnte. Fuer den Rückweg hatten wir uns vorgenommen den ziemlich steinigen Weg unten am Meer anzutreten. Dies klappte auch ganz gut bis die Robben die sich auf den Felsen sonnten immer mehr wurden. So ganz ungefährlich sind die teilweise richtig großen Tiere ja auch nicht. Und da neben uns die Felsen waren, wären wir auch nicht recht weg gekommen, also traten wir lieber den sicheren Rückweg an.

Kurze Zeit später saßen wir wieder im Camper und schlängelten uns einsam durch die wunderschöne Landschaft nach Hanmer Springs, um dort den Kindern und uns einen hoffentlich spaßigen aber auch erholsamen Aufenthalt in einem Thermalbad zu ermöglichen.

Auch wenn das Leben im Camper mit vier Kindern nicht das allerkomfortabelste ist (obwohl es da sicher Unterschiede gibt), die Möglichkeit mit Sack und Pack einfach wieder loszufahren, ist schon etwas besonderes. Da wir aber natürlich etwas spät dran waren, war die Auswahl ziemlich begrenzt und wir hatten eine recht olle Kiste abbekommen. Selber Schuld! Auf jeden Fall war das Thermalbad ein voller Erfolg und genau das richtige für die Kinder. Warmes Wasser, warme Außentemperaturen, einige Rutschen, geothermisches Wasser mit allenmöglichen gesunden Inhaltsstoffen; für alle war etwas dabei. Nachmittags fuhren wir dann völlig entspannt und ein klein wenig wehmütig zurück zu unserem Startpunkt Christchurch, um dort unseren Urlaub mit einem Besuch im Wildlife Park ausklingen zu lassen. Auf mehr Sightseeing hatten wir keine Lust mehr. Der Park war ein Freilandzoo mit einheimischen und afrikanischen Tieren. Zoo ist natürlich immer so ne Sache, aber für die Kinder ist es schon immer wieder toll mit der Karte durch den Zoo zu gehen und Tiere zu sehen, die man sonst nur aus Büchern kennt. Wir haben versucht einige Fütterungen zu sehen und die Giraffen durften die Kinder sogar selbst füttern. Am Abend aßen wir nochmal draußen, was uns ja in China nie einfallen würde auf unserem Balkon. Die Kinder genossen den Pool und das Trampolin auf unserem Campingplatz und dann war es auch schon leider vorbei. Es ging zurück nach Peking in die klirrende Kälte und leicht erhöhte Smogwerte.

Ach, jetzt hab ich doch die spannende Silvesternacht völlig vergessen. Das war sie natürlich nicht ;-). Wir waren extra auf einen Campingplatz gefahren, um gebührend zu feiern. Aber es fing schon damit an, dass in dem kleinen Ort alles zu war, als wir ankamen. Also schon mal kein Festmahl und kein Champagner. So richtig Action war auf dem Platz auch nicht, so dass die Kinder gegen 23 Uhr ins Bett fielen. Es gab ein paar wenige Familien die noch zusammen saßen und ganz kurz hörten wir in der Ferne eine Art kurzes Feuerwerk. Aber da wir wussten, dass wir am nächsten Morgen wieder fit sein mussten, erlebten wir den Start ins Neue Jahr dann nur mit einem wachen Auge im Bett. Es kommen hoffentlich wieder bessere Zeiten!

In diesem Sinne wünschen wir allen die uns lesen ein wunderschönes, gesundes, glückliches Neues Jahr 2019!!!

Goldener Herbst in Beijing

Eben konnte man es vor Hitze kaum aushalten, schon muss ich mich innerlich mit dem Gedanken an den Winter befassen. Der letzte Tag unseres Trips nach Qingdao liegt bereits hinter uns und leider ist es ja erfahrungsgemäß so, dass nach der Golden Week ziemlich schnell der Winter Einzug hält. Doch ich fange erstmal von vorn an.

Nach einem bombastischen Sommer in Deutschland, der dieses Jahr einfach kein Ende nehmen wollte, kamen wir zurück nach Peking und konnten uns über fast durchgängig gute Luft freuen. Gute Luft hat ja meist einen Grund. Zum Beispiel nämlich das Afrika-Forum, das Anfang September stattfand. Zur gleichen Zeit gab es ja nun auch endlich Gweni’s Schulanfang, den sie sich so lang herbei gesehnt hatte. Gwen war die letzten Ferienwochen sichtlich aufgeregt, zickig und angespannt. Ich hatte gehofft, dass es wegen ihres großen Tages ist. So war es zum Glück dann auch. Noch in der ersten Woche war sie wie ausgewechselt. Glücklich und zufrieden mit der Lehrerin und auch mit den Mitschülern, die sie ja zum Glück auch fast alle schon kannte. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, dass wir mal zwei Kinder in Peking einschulen lassen. Mittlerweile sind wir eher skeptisch, was uns in Deutschland erwarten wird. Aber am Ende wird wahrscheinlich alles halb so wild. Gerade die Kinder sind so anpassungsfähig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Probleme haben werden. Am schlimmsten war der Schulstart für Mieke, weil sie eben noch keinen hatte. Durch ihre großen Geschwister bekommt sie natürlich alles hautnah mit und sie wollte auch so gern ihren Ranzen packen. Glücklicherweise gaben ihre Geschwister ihr beim Beschriften der Schulmaterialien ein paar Aufgaben.

Auch für Keni hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Da ich im Hort angefangen habe zu arbeiten, besucht sie seit Anfang September eine kleine private Krippe in einer Wohnung in unmittelbarer Umgebung unseres Hauses. Ich hätte sie auch in Mieke’s ehemalige Einrichtung gegeben; die ist jetzt umgezogen; in den Park, in ein wirklich schönes Gebäude. Allerdings übersteigen die Kosten sogar die einer privaten Einrichtung in München. Das war uns dann doch etwas zu viel. Dort wo Keni nun hingeht, hat es nur fünf bis zehn Kinder. Die Erzieherinnen sprechen meist Chinesisch mit den Kindern und anders als in der anderen Einrichtung beruht das Konzept eher auf Freispiel, nicht Unterricht. Es gibt eine Köchin, die jeden Tag Chinesisch kocht. Schade ist, dass nicht raus gegangen wird, weil im Hof des Wohngebietes überall Autos fahren. Da ist es gut, dass Keni eh früh erstmal mit uns zur Schule fährt und bis jetzt immer nur da war, wenn ich zur Mittagsbetreuung musste, sodass sie zumindest früh und nachmittags auch etwas an die frische Pekinger Luft kommt.

Auch bei mir war in den Wochen vor der Golden Week einiges los. Eigentlich hatte ich mir vor Jahren, nach meinem ersten und einzigen Marathon in Dresden, geschworen, nie wieder Marathon zu laufen. An der Strecke lag es damals auf jeden Fall nicht, da diese mit dem Elberadweg landschaftlich kaum zu toppen ist. Doch so gern ich laufe, für mich ist es oftmals ein zeitliches Problem. Ich bin schon froh, wenn ich es schaffe mehrmals in der Woche für eine Stunde laufen zu können. Mittlerweile verbinde ich dies meistens mit irgendeiner Erledigung oder wenn wir es schaffen, laufe ich früh neben den Kindern her, wenn sie zur Schule radeln oder rollern. Trotzdem war ich nach dem Sommer voller Elan und wollte unbedingt einen Wettkampf machen. Da kam die Registrierung zum Beijing Marathon. Ich musste mich schnell entscheiden, denn es hieß, dass sich über 100.000 Menschen innerhalb der drei Tage Frist auf die Lotterie für die 30.000 Startplätze bewerben. Das Ganze findet auch nur zwei Wochen vor dem eigentlichen Event statt, sodass man nicht viel Zeit hat, sich darauf einzustellen. Natürlich habe ich es einfach nicht geschafft, mal einen ganzen Marathon im Training zu laufen, aber ich wusste zumindest, dass ich es normalerweise irgendwie schaffen sollte. In den Tagen, in denen ich auf Antwort vom Marathon wartete, kam eine Anfrage von ein paar Lehrern, die jedes Jahr beim International Triathlon Beijing mit mehreren Staffeln antreten. Ein Läufer hatte sich verletzt und es wurde Ersatz gesucht. Da ich ja nicht wusste, ob es mit meinem Start beim Marathon klappt, überlegte ich nicht lange und sagte zu. Eine Woche vorm Marathon kam dann auch die Zusage und so durfte ich mich zwei Wochenenden hintereinander meiner Leidenschaft widmen.

Beim Marathon musste ich leider aus dem letzten Startblock starten, weil der Marathon in Dresden zu lang her war und ich eh keinen Nachweis mehr darüber hatte. Ich war sehr aufgeregt und konnte an den zwei Wochenenden ansonsten nur wenig erledigen. Da merkt man dann doch, dass man mit vier Kindern nicht mehr ganz so flexibel sein kann, denn umso mehr hat man danach zu tun und seitdem ich wieder in der Mittagsbetreuung bin, fehlen mir auch unter der Woche ein paar Stunden. Trotzdem war es mir das absolut wert erlebt zu haben. Am Marathonmorgen schwang ich mich 6 Uhr auf ein Leihfahrrad und fuhr die knapp zehn Kilometer zur Verbotenen Stadt. Mit der U-Bahn wollte ich nicht fahren. Ich genoss es, nochmal eine Stunde für mich zu sein. Im Nachhinein muss ich sagen, war die Ruhe an diesem Morgen das Schönste. Wann erlebt man das schon mal in Peking? Man kann natürlich auch nicht sagen, dass nichts los war, aber wenig Menschen gibt ja auch schon selten. Angekommen an meinem Startblock reihte ich mich zumindest dort ganz vorn ein, wissend dass ca. 25.000 Menschen vor mir sind. Für die Leute in meinem Startblock spielte größtenteils nur das Bilder machen eine Rolle. Neben mir zum Beispiel stand ein Mann der eine Zigarettenschachtel in der einen Hand und Handy in der anderen hielt. Ich dachte nur, dass ich ganz schnell weg muss. Vom Startschuss bekam man natürlich nichts mit und bis ich die Startlinie überquerte, vergingen auch noch ein paar Minuten. Dann aber ging mein Zickzack-Kurs durch die Massen los. Es war für mich ein ziemlicher Ansporn mich durch die Menschen zu kämpfen und bis Kilometer 26 fühlte ich mich damit auch echt gut. Doch dann kam das Loch aus dem ich nicht wieder herauskam und so kam ich zwar ins Ziel, hatte mir aber irgendwie schon mehr erhofft. Zumindest hatte ich es geschafft, 21.000 von 28.000 Läufern zu überholen.

Am Wochenende darauf ging es zum Triathlon. In diesem Bereich kenne ich mich nun gar nicht aus, aber es war interessant dies einmal zu erleben. Wir fuhren am Tag vor dem Event zum Austragungsort, da es am nächsten Morgen schon kurz nach 5 Uhr früh vom Hotel losging. Alle Teilnehmer der Staffel mussten natürlich schon vor Beginn mit in der Wechselzone sein. Zu dem Triathlon waren einige Olympiasieger meist aus den USA und Großbritannien eingeladen. Unser Schwimmer schwamm Bestzeit, der Radfahrer stürzte zwar leider, aber kämpfte sich trotz allem in einer tollen Zeit zurück zur Wechselzone und ich war in den zwei Stunden wartend unter einer Brücke bei 13 Grad Morgentemperatur, völlig eingefroren und brauchte erstmal eine Weile um mich wieder warm zu laufen. Dann waren da auch noch zahlreiche Treppen. Früher, als ich noch viel im Wald gelaufen bin, hätte ich da weniger Probleme gehabt. Mittlerweile wirft mich jeder Hügel zurück. Trotzdem durften wir uns am Ende über einen ersten Platz in der Mixed Staffel freuen und es war insgesamt eine schöne Erfahrung, vor allem auch mit sehr netten Menschen.

Eine Woche später saßen wir schon wieder im Auto um 700 Kilometer in den Süden ans Meer nach Qingdao zu fahren. Ehrlich gesagt war ich etwas skeptisch, wie die Woche Urlaub in China werden würde, gerade wo alle Chinesen frei haben. Die meisten unserer Bekannten hatten sich eher Ziele wie Japan, Thailand, Vietnam und so weiter ausgesucht. Außerdem waren wir auch etwas enttäuscht, dass wir Cookie nicht mitnehmen durften. Kein Hotel wollte Hunde erlauben. Doch auf dem Rückweg waren wir dann wiederum fast etwas traurig, dass wir nicht mehr Zeit hatten. Die Kinder hätten ewig am Strand spielen können. Ich konnte ein paar schöne Laufrunden genießen; wir waren in einem schönen Gebirge wandern und die Stadt Qingdao hat uns richtig beeindruckt. Die Stadt, die um 1900 mal deutsche Kolonialstadt war, hat immer noch so viel Vertrautes zu bieten. Die engen Straßen, die verwinkelten und unterschiedlichen Häuser und ein paar Kirchen, die von früh bis spät von angehenden Brautpaaren umzingelt werden. Bei den Deutschen müssen ja die Hochzeitsbilder auch recht originell  sein. Für die Chinesen ist halt ein Bild vor einer europäisch aussehenden Kirche das absolute Highlight. Neben den vielen Brautpaaren ist die Stadt auch der Entstehungsort des berühmtesten Bieres in China. Das Tsingtao Bier wird an vielen Ecken in der Stadt einfach in Tüten abgefüllt und mit Trinkhalm direkt zum Verzehr verkauft und es gibt sogar eine Bierstraße mit zahlreichen Restaurants. Ich hätte ewig durch die Stadt schlendern und Neues entdecken können, aber das wollten wir den Kindern nicht antun. Da in dieser Woche die meisten Chinesen frei hatten waren wir natürlich nie allein und so auch an unserem Wandertag. Wir mussten das Auto auf einem riesigen Parkplatz abstellen und uns mit einem Bus die Sepentinen entlang zum Ausgangspunkt fahren lassen. Dann konnte man in eine Gondel steigen oder wandern. Wir liefen hoch; meist über Treppen. Die Chinesen haben einfach ein anderes Bild von wandern. Bloß keine unbetonierten Wege. Die Menschenmassen auf den Treppen machten den Aufstieg natürlich noch anstrengender und unentspannter. Trotzdem wurden wir oben angekommen mit einem Wahnsinns-Blick belohnt. Hinunter wollten wir die Kinder mit einer Gondelfahrt belohnen, aber es hieß anstehen ohne Ende. Erst an der Gondel, dann am Bus. So ist es halt in China. Es dauert immer alles ein paar Stunden länger. Alles in allem war es eine wunderschöne Auszeit, die uns allen gut getan hat.

Neues von den Chinesen – Deutschland und ein Abstecher nach Frankreich

Die Zeit von Ostern bis zu den Sommerferien ist wie im Fluge vergangen. Ich kann nicht einmal mehr sagen, ob und was zwischendurch alles passiert ist. Sobald man in Deutschland ist, ist man wie in einer anderen Welt und China in weiter Ferne (ist ja auch so😉). Spätestens wenn die Schule wieder losgeht, wird uns aber eines bewusst werden; einige der uns sehr lieb gewordenen Menschen werden Peking verlassen haben. Diesmal gab es mehr Abschiede als sonst für uns. Dies ist ein Teil unseres Lebens hier im Ausland, der eben mit dazu gehört und nicht immer einfach ist. Das Schöne wiederum ist, dass immer wieder neue Menschen ankommen und man normalerweise leicht neue Kontakte findet. Im Ausland zu leben ist eben doch für die meisten ein besonderer Zustand und man ist froh über Personen, die Ähnliches erleben. Mittlerweile stecken wir mitten in den Ferien. Sechs Wochen haben wir bereits hinter uns. Trotzdem sind es immer noch zwei. Für unsere Schulanfängerin Gwen sogar noch drei. Obwohl gerade Gweni nicht so lange Ferien bräuchte. Sie würde auch sofort durchstarten, so groß ist ihre Begeisterung. Nachdem wir die erste Woche in Peking mit Ferienprogramm, wie einem Zoobesuch, schwimmen und Treffen mit Freunden verbracht haben, waren wir anschließend vier Wochen in Deutschland und Frankreich. Der Pekinger Zoo war ja einer der ersten Ausflüge den die Kinder und ich vor drei Jahren unternahmen. Damals war Mieke erst etwas älter als Keni der Zoobesuch doch recht anstrengend für mich, weil uns die ganze Zeit Menschen umzingelten, fotografierten und ständig Mieke hochnehmen wollten. Wir fühlten uns selber wie Zootiere und waren irgendwie alle froh, als wir gehen konnten. Diesmal war es viel routinierter und dadurch auch angenehmer. Vom Prinzip her war es zwar ähnlich, denn sobald wir irgendwo Halt machten, versammelten sich die Leute um uns, redeten über uns, fotografierten uns und schauten die Kinder einfach nur an. Nun, da wir wissen, dass es eben so ist, machen wir einfach alles so weiter wie gehabt und versuchen nicht mehr zu fliehen. Und so war es ein schöner Tag. Entgegen des schlechten Rufes des Tierparks, finde ich, dass es für Peking ein bezahlbarer Spaß ist und einem viel geboten wird. Seit unserem ersten Besuch wurde viel gemacht und erneuert. Natürlich bleibt Zoo immer noch Zoo und die Tiere sind nun mal eingesperrt, aber die Kinder freuen sich trotzdem jedes Mal wie Schneekönige und rennen stundenlang von Gehege zu Gehege.

Die Vorfreude auf Deutschland war bei uns allen groß und schon saß ich mit den Kindern im Flieger nach Prag. Die Nachtflüge nach Berlin waren ausgebucht…wir sind ja selten die schnellsten. Bei der Suche nach anderen Flughäfen kamen wir auf Prag und das war eine super Entscheidung. Die Strecke war nicht viel weiter als die nach Berlin und meiner Ansicht nach definitiv sehenswerter, denn die Autobahn geht noch nicht bis zum Flughafen und so sieht man etwas vom tschechischen Umland, obwohl man bis zuletzt nicht glaubt, dass man am Ende wirklich am Flughafen landet. Der Flug mit allen vier Kindern ohne Lars verlief ohne Probleme und da es ein Nachtflug war, schliefen die Kinder auch eine ganze Weile. Es ist schön, wie sehr sich die Kinder auf Deutschland, die Großeltern, die Verwandten und Freunde freuen, umso mehr tut es mir allerdings Leid, dass sie dies nicht öfters haben können, wie die meisten Kinder meiner Freunde, die ihre Großeltern meist in der Nähe haben. Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Wie immer verging die Zeit sehr schnell und wir versuchten so gut wie möglich alle, die es wünschten, zu besuchen. Bei der Anzahl an Kindern weiß ich natürlich, dass es nicht immer ganz einfach ist allen gerecht zu werden. Umso glücklicher bin ich darüber, dass die Kinder trotzdem überall mit offenen Armen empfangen werden. Nur Keni kam mit der neuen Umgebung und den vielen Leuten um sie herum nicht gleich so gut klar. Sie ist halt unsere kleine Chinesin 😉 Obwohl sie ihren ersten Geburtstag sogar in Deutschland feiern durfte….

Der Sommer in Deutschland ist dieses Jahr unglaublich heiß, so dass die Kinder auch mal schwimmen gehen konnten und eigentlich fast immer draußen waren.

Die ersten zwei Wochen vergingen wie im Fluge und wir freuten uns als wir Lars am Flughafen in Berlin treffen konnten um dann gemeinsam unseren Urlaub in Frankreich zu verbringen. Der Sohn der Schwester meines Vaters, mein Cousin Rudi und dessen Frau Nelly hatten zu ihrem 50. Geburtstag in die Bretagne eingeladen. Nelly kommt ursprünglich aus der Bretagne; sie leben aber gemeinsam in der Schweiz. Bei diesem riesigen Familienfest, dass für uns zeitlich auch noch so günstig lag, wollte ich sehr gern dabei sein und wir konnten es auch gut mit einer kurzen Reise durch Frankreich verbinden. Wir sind ja schon vorher mit Auto und Zelt in Frankreich unterwegs gewesen, leider nicht immer mit Erfolg. Unsere letzte Reise bevor wir nach Peking gezogen sind, endete mit einer Autopanne und völliger Hilflosigkeit, da wir kein Französisch sprechen (noch heute weiß ich nicht, warum ich Russisch gelernt habe; Französisch hätte ich schon so oft gebrauchen können). Damals war Mieke gerade mal ein halbes Jahr jung und wir landeten irgendwo im französischen Hinterland. Wir hatten Probleme an Essen zu kommen, weil uns einfach keiner verstehen wollte und steckten drei Tage fest, bevor wir mit dem TGV über Paris nach München fahren konnten, Lars aber trotzdem später nochmal zurück musste, um das Auto abzuholen. Es war damals gar nicht lustig, aber es zieht uns trotzdem immer wieder nach Frankreich.

Auf jeden Fall kamen wir nachts in Paris an und fuhren mit einem Mietwagen in die Stadt zu unserer ersten Unterkunft. Normalerweise ist das Reisen für uns mit Wohnmobil oder Wohnanhänger viel praktischer, denn bei sechs Personen kann einen das Ein- und Auspacken echt verrückt machen. Diesmal hatten wir es aber nun mal so geplant, dass wir in AirBNBs und Hotels übernachten und so war es eben. Die erste Wohnung in Paris lag perfekt und war so richtig gemütlich. Wir fühlten uns für drei Tage zu Hause. Paris ist bisher mein absoluter Favorit unter den Städten die wir bisher gesehen haben. Man fühlt sich sofort wohl und es ist einfach wunderschön da. Das Wetter tat sein Übriges, so dass wir die Stadt so richtig genießen konnten. Wir waren jeden Tag bis in die Nacht unterwegs, aber selbst die Kinder fanden den Eifelturm und die zahlreichen Darbietungen von Stadtkünstlern so interessant, dass sie alles ohne größere Probleme mitmachten und sich bis spät in die Nacht mit durch die Stadt schleppten. Durch eine französische Bekannte aus Peking wussten wir, dass wir den Besuch des Eifelturms vorbestellen mussten. Zum Glück, denn die Schlange für die Personen ohne Tickets nahm kein Ende. Es wurde in Paris noch später dunkel als in Deutschland. Das sind wir von Peking gar nicht mehr gewohnt, da es hier auch im Sommer nicht allzu spät dunkel wird. 20 Uhr ist Feierabend. Dafür sitzt man im Winter nicht so früh im Dunkeln wie in Deutschland. Da die Kinder aber gern den Eifelturm bei Nacht sehen wollten, vertrieben wir uns die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit. Die Wiesen rund um den Eifelturm waren voll mit Menschen. Sie tanzten, lachten, sangen, aßen, tranken. Überhaupt ist das ein Bild von der Stadt, welches dominiert. Pärchen und Gruppen picknicken am Ufer der Seine, sitzen in Cafés und Restaurants überall am Straßenrand und Kleinkünstler sowie Partyboote gehören zum Stadtbild. Natürlich gibt es auch Obdachlose und Bettler, aber selbst die können das Bild für die kurze Zeit unseres Aufenthaltes nicht trüben. Mit diesen tollen Erinnerungen im Gepäck verlassen wir Paris Richtung St. Malo in der Bretagne. Der Ort und seine Umgebung, das Meer mit Ebbe und Flut, die Buchten und die wunderschönen burgartigen Villen aus Stein sind ein Augenschmaus. Die Kinder genießen es, einfach nur zu buddeln und im Sand zu spielen. Nach ein paar kleineren Ausflügen in die Umgebung, saßen wir auch schon wieder im Auto nach Tremlin zur Geburtstagsfete meines Cousins. Auch da hatten wir eine Wohnung gebucht, die dann ein beschauliches, frisch renoviertes Häuschen im Nirgendwo war. Um uns zwei Häuser und Maisfelder soweit das Auge sah. Es war schon fast unheimlich, denn die Gastgeber hatten sogar Fahrräder für uns alle. Selbst meine liebe Schwester reiste mit meinem Schwager und Freunden an! Es war wirklich schön diesen Teil der Familie zu treffen, den ich nur selten, manche bewusst noch nie gesehen habe. Der französische Anteil der Gesellschaft war noch viel größer; man kam aus dem Bussi hier, Bussi da, gar nicht wieder heraus. Die Woche war im Nu herum und wir saßen wieder im Auto nach Paris und im Flieger nach Berlin. Für die drei großen Kinder war es damit noch nicht getan. Nach einer Übernachtung in Berlin wurden sie am nächsten Morgen von den Großeltern und Cousin und Cousine abgeholt. Darauf hatten sie sich die ganze Zeit am meisten gefreut. Es ist schön, wie groß die Freude bei den Kindern ist, auch wenn sie sich nur zweimal im Jahr sehen. Ich hoffe, das hält an. Für uns standen nun noch die üblichen Shoppingtage an. Wir mussten ja unsere Vorratskisten füllen…das haben wir mehr als gut geschafft. Ach, und wir haben schon mal Gweni`s Schulanfang vorgefeiert. Einen Tag vor Abflug haben wir es zwar nicht so zelebriert, wie in Sachsen oft üblich, aber für Gwen war es auch so schön mal im Mittelpunkt zu stehen.

So schnell kann es gehen. Nun sind wir wieder in Peking und es herrscht fast Alltag. Die Kinder kämpfen noch mit dem Jetlag, aber bald wird alles halbwegs normal sein…“Peking-normal“ halt und wir werden uns gerne an den Sommer erinnern….

Japan mit dem Wohnmobil

Liebe Blog-Freunde,

erstmal muss ich mich entschuldigen, dass der Text so lang geworden ist. Ich hoffe, ihr haltet durch!!!

Los geht`s:

Eigentlich hielt es sich mit Japan ähnlich wie mit China. So richtig intensiv hatten wir uns nicht damit befasst, bevor wir die Osterferien dort verbrachten. Wir wussten, dass das Land traurige Berühmtheit erlangte, als es zweimal von der Atombombe getroffen wurde, wir erinnerten uns an die Atomkraftwerkkatastrophe von Fukushima, die Olympischen Spiele, Geishas und die Kirschblüte, die zufälligerweise genau in unsere Reisezeit fiel.

Wir leben nun aber seit ziemlich genau drei Jahren in einem Land, in dem irgendwie alles anders ist, was nur anders sein könnte. Vor allem wenn man aus einem dermaßen geordneten Land wie Deutschland kommt. Genau deshalb war Japan mehr als angenehm für uns. Ich frage mich dann immer wieder, wie ein Land sich so anders entwickeln kann, wie China es getan hat, obwohl Japan doch gleich um’s Eck ist.
Um nur einige Beispiele zu nennen: die Menschen sind zurückhaltend freundlich und ruhig, sie versuchen einen als Ausländer zu verstehen und zu helfen, auch wenn sie wenig Englisch verstehen. In Tokyo hat uns ein junger Student sogar ein Stück begleitet, um uns den Weg zu zeigen. Die ganze Mentalität wirkt viel entspannter, obwohl in den großen Städten ja auch Millionen Menschen leben. Es gibt wenig Drängelei, keine Huperei auf der Straße, selten Mülleimer und trotzdem wenig Müll auf der Straße. Man ist dazu angehalten den Müll mitzunehmen. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber wir hatten dann einfach immer eine Tüte dabei. Und es funktioniert wirklich. Auffällig war auch gleich, dass die Menschen sich gemütlich im Park treffen. Die Kinder rennen locker herum und sitzen nicht dicht angeleint an Mama, Oma oder Ayi. Vor allem sitzen die Leute im Freien und nicht in Zelten aneinander gefercht, damit sie ja keine Sonne abbekommen. Es ist schon irgendwie schlimm, dass man immer wieder Dinge findet, die in China befremdlich sind und trotzdem lebt man da und kann im Großen und Ganzen doch recht zufrieden sein. Gerade Anfang April, wenn es wieder angenehm warm in Peking wird, ist schnell alles in Ordnung und man kann doch ein wenig unsere „Wahlheimat“ genießen.

Aber nun zurück zu Japan. Um die Zeit optimal zu nutzen, mussten wir sehr früh am Flughafen sein. Schon das ist mit vier Kindern nicht die einfachste Aufgabe, vor allem da wir das Wochenende zuvor auch schon weg waren und die ganze Wäscherei und Packerei recht viel Zeit beansprucht. Naja, einmal im Flieger war das schon wieder vergessen.
Angekommen in Tokio ging es noch kurz in den Zug und in Narita wurden wir in zwei Ladungen von den Japan Campers abgeholt und zur Wohnmobilabholung gebracht. Es ist nicht zu leugnen, alles ist extrem viel kleiner als in den USA. Auf das Grundstück auf dem die Camper standen, hätten in den USA gerade einmal zwei oder drei Wohnmobile gepasst. Alles sehr süß. Bevor wir losfuhren, meinte der Inhaber, dass er noch nie so viele Personen in einem der Camper gesehen hat. Wir starteten auch echt voll bepackt. Da wir die Toilette und Dusche eh nicht unbedingt benutzen sollten und wollten, funktionierten wir diese kurzerhand in einen Keiderschrank und Vorratskammer um. Wir gewöhnten uns schnell an unser neues, enges zu Hause und das herrliche Wetter gab uns die Möglichkeit viel Zeit draußen zu verbringen.
Nach intensiver Einführung starteten wir unsere Tour in Richtung Fuji. Lars musste sich noch an den Linksverkehr und die engen Straßen gewöhnen, aber solange andere Autos da waren, war das kein Problem. Japan ist wirklich bergig und sobald man mal abseits der großen Fernstraßen fahren möchte, dauert es sehr lange und ist teilweise recht beschwerlich mit so einem großen Fahrzeug, obwohl es ja gar nicht so groß war. Geschlafen haben wir jede Nacht woanders und nie auf Campingplätzen. Immer auf Parkplätzen mit Toilette und Waschmöglichkeit. Zur Säuberung dienten uns die zahlreichen Onsen, die in jeder Stadt zu finden sind. Die warmen Quellen waren eine Wohltat und ermöglichten uns etwas Entspannung, denn da jeder Tag aus einer anderen Stadt oder einem anderen Ort bestand, fehlte uns allen etwas Ruhe. Mit Nahrung versorgten wir uns vor allem über die zahlreich vorhandenen Convenience Stores, kleine Läden in denen man alles zum Überleben bekommt.
In der ersten Nacht folgten wir einem Tipp des Mitarbeiters von Japan Campers. Es war ein Parkplatz etwas in den Bergen in der Nähe des Mount Fuji. Unser Wohnmobil war umrandet von Schnee, was die Kinder am nächsten Tag sehr freute. Dann machten wir uns auf, den Berg näher zu betrachten. Auffällig war, dass vieles sehr an die USA erinnert. Alles natürlich etwas kleiner, aber ansonsten merkt man den amerikanischen Einfluss aus der Nachkriegszeit. Der Aufstieg auf den Berg ist angeblich gar nicht so schwer, aber er sollte auch nur im Sommer vorgenommen werden. Uns hat eine kleine Wanderung am Fuße des Berges gereicht und schon saßen wir im Wohnmobil, um unseren ersten Besuch in einem Onsen vorzunehmen. Wir hatten davon gehört, aber die erste Ernüchterung kam, als wir uns nicht nur geschlechterweise umziehen mussten, sondern auch die Bäder getrennt waren. Damit mussten wir den ganzen Urlaub leben. Beim Besuch eines Onsen sollte man einiges beachten. Man muss am Eingang direkt die Schuhe ausziehen und einschließen und dann geht es barfuss und nach Geschlechtern getrennt weiter. Da wir annahmen, dass wir nach der Umkleide zusammen baden können, zogen wir uns brav unsere Badesachen an und gingen weiter zum Waschen. Wir hatten gelesen, dass die Japaner genau darauf achten, dass Ausländer sich ordentlich schrubben, bevor sie ihre Bäder betreten. Dies versuchten wir gewissenhaft zu tun. Wir wurden allerdings schnell darauf hingewiesen, dass wir doch bitte unsere Badesachen ablegen sollen. Die Bäder sind verschieden warm, es gibt auch kalte Becken, Saunen und Dampfbäder. Danach waren wir jedes Mal so sauber und tiefengereinigt, wie man es durch duschen wahrscheinlich nie schafft. Allerdings wird man durch das warme Wasser auch recht müde, sodass wir kurz vor unserem nächsten Stopp, Nagoya, der Stadt des Toyota, doch wieder an der Schnellstraße nächtigen.
Wie immer, gewöhnen sich die Kinder glücklicherweise schnell an unser Lotterleben. Am Morgen ging es ab auf die Rastplatztoilette zum Zähne putzen und waschen, dann Frühstück im Wohnmobil und schon waren wir wieder on the road. Angekommen in Nagoya stellten wir fest, dass Montags keine Museen geöffnet sind. Also kein Toyota-Museum, sondern direkt zum Nagoya Schloss. Für die Kinder sind solche Besichtigungstouren natürlich nichts und da unser Programm an sich schon sehr straff war, mussten wir etwas umplanen, um den Urlaub für uns alle angenehm zu gestalten.
Wir fuhren also direkt von Nagoya Richtung Kyoto und hielten in Iga City, dem Geburtsort der Ninjas. Im Ninja-Museum durften wir etwas über das Leben der Ninjas erfahren, über ihre Lebensweise, Geheimverstecke und zum Schluss eine sehenswerte Show geniessen. Danach ging es weiter nach Kyoto, wo wir die Kirschblüte bestaunen durften. Ein großes Problem für uns dort war die Parkplatzsuche für die Nacht. Wir haben ja nicht viele Ansprüche, aber eine Toilette und ein Waschbecken sind nun mal essentiell. Irgendwann spät in der Nacht, nach ein paar Runden durch die Stadt, wurden wir fündig. Am nächsten Morgen ging es zum Goldenen Tempel, sicherlich ein Muss beim Kyoto Besuch, aber auch ein völlig überfülltes Touistenziel. Busweise werden Touristen herangekarrt. Man schiebt sich dicht aneinander gedrängt durch den Park und darf kaum halten um ein Bild zu machen. Danach musste wieder etwas Schönes für die Kinder her. Also ab zum Affenpark an einem Berg am Rande Kyotos. Auch da tummelten sich die Menschen sehr, aber es war eine hübsche Wanderung hinauf auf den Berg und oben wurden wir mit der Besichtigung freilebender Affen belohnt. Danach fuhren wir wieder zurück in die Stadt um uns einen neuen Schlafplatz zu suchen. Das Gute an diesen Stadttouren, die Lars mit unserem fahrenden Haus natürlich super managte, die mich allerdings einige Nerven kosteten, dass wir, wie in Kyoto, Ecken gefunden haben, die uns der Tripadvisor nicht verraten hätte. Und so fanden wir einen erschwinglichen Parkplatz am Busbahnhof, von dem aus wir die kleinen, beschaulichen Gassen erkundeten, bestückt mit Mini-Restaurants, vor denen lange Schlangen auf einen der wenigen Plätze warteten. Wir versuchten gar nicht erst in so ein Restaurant hinein zu kommen und standen plötzlich vor einer Tempelanlage in der noch spät am Abend richtig Stimmung herrschte, mit Fressbuden, wunderschön blühenden Bäumen und jeder Menge Besucher. So wurde es ein gelungener Abschluss des Tages. Am nächsten Morgen stand noch ein Tempel auf meiner Liste und der Besuch im Manga-Museum, das uns aber leider sehr enttäuschte. Im Grunde genommen war es wie eine Comic-Bibliothek und für Fans sicherlich ein Schatz, aber als aussenstehender eher langweilig. So saßen wir bald wieder im Auto nach Osaka.
In Osaka befindet sich das angeblich größte Spa weltweit (zumindest laut meines etwas älteren Reiseführers) und auf dessen Dach noch eine Poollandschaft mit Rutschen. Da die Rutschen allerdings schon geschlossen waren als wir ankamen, übernachteten wir kurzerhand in der Tiefgarage (wir schraubten unsere Ansprüche stetig nach unten:-). Am nächsten Morgen ging es dann gleich ins Bad. Das warme Wasser war ein Genuss und ließ es uns einige Stunden aushalten. Vor lauter Wartezeit an den Rutschen schafften wir es allerdings nicht einmal ins Spa, was ich etwas bedauerte, aber so ist es halt. Schnell stellten wir fest, dass Osaka nicht so unsere Stadt ist. Sie strahlt einfach wenig Gemütlichkeit aus und wirkt nicht so sauber und ordentlich, wie zum Beispiel Kyoto und Hiroshima.
Wir suchten also nicht lange herum, sondern düsten gleich weiter in Richtung Rabbit Island, der Haseninsel vor Hiroshima. Auf der Insel leben tatsächlich mehr als 300 Hasen. Der Grund dafür ist allerdings nicht so süß wie die fluffigen Tiere. 1929 wurde von der japanischen Regierung eine Giftgasproduktionsstätte auf der Insel eröffnet und die Hasen wurden als Versuchstiere eingesetzt. Nach der Schließung der Stätte nach dem 2. Weltkrieg blieben die Tiere zurück und vermehrten sich. Die Insel ist sehr grün und bietet den Hasen genügend Nahrung. Heute müssen sich die Hasen allerdings gar nicht mehr um die Futterbeschaffung kümmern, denn es pilgern täglich zahlreiche Besucher per Fähre auf die Insel. Es gibt einen Campingplatz, ein Hotel und genügend Futter zu kaufen. Die meisten Besucher bringen ausserdem tütenweise Salat. Von den süßen Häslein getrieben, umliefen wir die gesamte Insel ohne es wirklich zu merken. Ein wunderschönes Erlebnis passend zur Osterzeit.
Am Nachmittag ging unsere Tour dann weiter nach Hiroshima. Hiroshima war definitiv unser Favorit auf der Reise. Eine Stadt die im 2. Weltkrieg so gelitten hat, nun so voller Leben. Schon als wir hineinfuhren, konnte man die Lebendigkeit spüren. Viel Wasser, Promenaden, blühende Bäume und vor allem ganz viele Menschen, die das Leben in ihrer Stadt geniessen. Die grünen Wiesen neben dem Fluss waren mit Picknickdecken übersäht, mit Familien und Jugendlichen, die grillten, sich unterhielten und aßen. Bevor wir uns wieder auf die Suche nach einem Schlafplatz machten, gingen wir noch eine Runde durch den Friedenspark und schauten uns das A-Bombendenkmal an und das Kinderdenkmal. Schön war, dass der Park genauso voller Leben war und nicht abgeschirmt von der Öffentlichkeit. Um das Kinderdenkmal stehen Schaukästen voller Origami-Bilder, vor allem das Wort „Peace“(Frieden) ist oft zu lesen. Zum Schluss besichtigten wir noch den A-bomben Dome, eines der wenigen Gebäude dass nach dem Abwurf in Ruinen stehen geblieben war und so auch erhalten wird. Erinnert hat es mich an die Dresdner Frauenkirche, nur dass man sich in Hiroshima gegen den Wiederaufbau entschieden hat. Es ist wirklich eine Schande, dass es Menschen gibt, die so viel Hass in sich tragen, dass sie eine ganze Stadt auslöschen, nicht nur für den Moment des Abwurfs, sondern auch im Nachhinein durch die radioaktive Strahlung. 140.000 Menschen. Doch wenn man sich heute auf der Welt umschaut, dann gibt es immer noch zu viele Menschen, die aus für mich völlig unverständlichen Gründen unschuldige Menschen töten. Der nächste Tag im Museum hat Spuren hinterlassen. Vermutlich sollte schon in der Schule viel anschaulicher über diese zahlreichen, schlimmen Kriege und deren Folgen informiert werden. So schrecklich die Bilder und Anschauungsmaterisalien auch sind, sie hinterlassen definitiv einen bleibenden Eindruck. Mehr als jeder Text in einem Buch. Man kann sicher nicht alles verhindern, aber man sollte definitiv versuchen alles dafür zu tun, dass unsere Kinder lernen was gut und böse ist. Es war gut, dass wir am Ostersonntag dort waren und uns durch die Ostereiersuche am Straßenrand neben dem Wohnmobil etwas ablenken konnten.
Nach so viel Geschichte freuten wir uns auf unser nächstes Ziel. Den Rotwildpark in Nara, der schon wieder etwas auf dem Rückweg nach Tokio lag. Wir legten, wie immer, einen Wasch- und Badestopp an einem Onsen auf der Strecke ein und fuhren bis in den Morgen, damit wir am nächsten Tag direkt zu den Tieren konnten. Wir wurden nicht enttäuscht. Im ganzen Ort sind die Tiere frei herumlaufend zu finden. Ausserdem gibt es einen schön angelegten Park, in dem sich die Kinder frei bewegen konnten und zwischendurch die Rehe füttern durften. Da denkt man sich, wie einfach es wäre, die Kinder in Deutschland auf einen Bauernhof zu schicken. Ich glaube sie wären den ganzen Tag beschäftigt. Die Chinesen haben ja eher Angst vor allem. Man konnte auch sehr gut die Chinesen in Japan erkennen. Sie waren es, die am lautesten schrien und ihre Kinder an sich zogen, sobald ein Tier auch nur in ihre Nähe kam. Ich bin immer froh, dass sich unsere Kinder davon noch nicht anstecken lassen haben.
Nach diesem langen Spaziergang stiegen wir mal wieder in unseren mobilen Untersatz und fuhren weiter Richtung Nagoya, die Stadt die wir bereits am Anfang unseres Trips besucht hatten. Diesmal wollten wir noch etwas über den großen Toyota Konzern lernen und vielleicht noch einen Sumo-Wettkampf live ansehen. Angekommen in Nagoya parkten wir direkt an dem Park in dem sich die Sporthalle befindet, in der auch die Sumokämpfe abgehalten werden. Leider gibt es nur im Juli eine große Meisterschaft und wir fanden nicht heraus, ob und wann es außerhalb der Meisterschaft Wettkämpfe gibt. So bleibt uns für den nächsten Tag noch das Toyota Commemorative Museum of Industry and Technology. Irgendwie dachten wir es gehört dazu, uns über diesen großen Autobauer von der kleinen Insel zu informieren. Wir erwarteten nicht all zuviel, wurden aber nicht enttäuscht. Im Gegenteil. In dem von außen so unscheinbar wirkenden Backsteinbau und ehemaligen Werksgelände der Toyoda (kein Schreibfehler) Spinning und Weaving Co. Ltd. fand sich eine Ausstellung über die Errungenschaften des Erfinders Sakichi Toyoda, der eigentlich seine Karriere mit Webstühlen in der Textilindustrie begonnen hatte. Später, auf einer Reise durch die USA und Europa, merkte er wie wichtig Autos dort waren und so begann er mit Hilfe von Ingenieuren die meistverkauften Autos der Welt zu bauen. Das Museum war erstaunlich anschaulich gestaltet. Man konnte alles mögliche ausprobieren und die Kinder konnten sogar ein Spielzeugauto selber zusammenbauen und am Ende gab es dann sogar noch ein Kinderland, in dem sich die Kinder austoben konnten. Alles in allem verbrachten wir einige Stunden da.
Anschließend ging es weiter nach Tokio unserem letzten Stopp. Nach mal wieder einer Nacht am Rastplatz fuhren wir zu einem Parkplatz in der Nähe der Bahn. Von da aus ging es in die Stadt zum Regierungsgebäude, von dem aus man bei gutem Wetter über die gesamte Stadt blicken kann. An dem Tag war es etwas trüb. Wir dachten natürlich sofort an Smog, aber der Guide (ein älterer Mann, der freiwillig Touristen durch das Gebäude begleitet) belehrte uns eines besseren. Es war wirklich nur Nebel. Der Mann war sehr freundlich und beantwortete uns viele Fragen. Die Kinder lernten derweilen von seiner Kollegin die Origami-Faltkunst. Am Ende verabschiedeten sich die Kinder von ihm wie von ihrem japanischen Opa. Danach gab es erstmal Kinderprogramm auf einem großen Spielplatz. Es war so schön zu sehen, wie normal es in Tokyo ist, dass Kinder völlig selbständig über den Spielplatz flitzen dürfen, ganz frei ohne Ayi oder unter strenger Verfolgung der Eltern und Großeltern. Es geht doch irgendwie. Dann ließen wir noch den Abend in Harajuku ausklingen. Die Straße ist gespickt mit bunten, verrückten Läden, nur die Cosplayer habe ich vermisst. Alle sahen ziemlich normal aus. Am Abend ging es wieder auf unseren Parkplatz und ich muss es zugeben, wir alle freuten uns schon auf Cookie und auch auf unser zu Hause. Großstadt haben wir auch in Peking genug. Auch wenn Tokyo eine angenehne Großstadt ist, sauber, nicht hoch gebaut, mit viel grün, Parks und Spielplätzen, anstrengend ist es trotzdem. Am letzten Tag hatten wir eigentlich nur noch den Kaiserpalast auf dem Plan und einen letzten Besuch im Bad. Doch am späten Abend im Camper, las ich plötzlich von der Möglichkeit Sumokämpfer bei ihrem Training beobachten zu können. Natürlich am anderen Ende der Stadt und früh am Morgen. Positiv gestimmt, stellten wir uns zumindest den Wecker. Mit dem frühen Aufstehen war es so eine Sache. Vor allem die abendlichen Onsen-Besuche und die mitunter stundenlange Schlaf-Parkplatzsuche ließ uns jede Nacht erst sehr spät ins Bett kommen. Lars sein E-Book blieb unberührt. Wahrscheinlich hatten wir uns manchmal etwas viel zugemutet. Auf jeden Fall düsten wir am nächsten Morgen mit unserem Haus durch die Millionenstadt Tokyo, verfuhren uns und schafften es natürlich nicht rechtzeitig zum Training. Trotzdem bogen wir zumindest in die kleine Gasse ein und konnten unseren Augen kaum trauen. Vor einem unscheinbaren Gebäude standen tatsächlich zwei Sumokämpfer etwas verdreckt in ihren knappen Höschen und machten Bilder mit den paar Leuten die gerade in der Nähe waren. Ich schnappte mir die Kinder und wir sprangen aus dem Wohnmobil, während Lars Runden drehen musste, weil wir dort nirgens parken konnten. Sie sahen schon etwas streng und gefährlich aus und unsere Kinder hatten ja so richtig keine Ahnung was das für ein Sport sein sollte, den die da betreiben. Trotzdem gingen sie bereitwillig hin und ließen auf den Arm nehmen und von mir knipsen. Nach diesem kuriosen Erlebnis fuhren wir weiter zum Königspalast. Leider wurde unsere Unwissenheit auch da wieder etwas bestraft, denn wir wussten nicht, dass man nur zweimal am Tag auf das Gelände kommt und nur mit einer Tour. Also liefen wir ein Stück durch den Ostpark der geöffnet war und am Ende außen herum, so dass es eine lange Wanderung war, wir aber leider nicht viel sehen konnten. Abends ging es ein letztes Mal ins Onsen und am nächsten Tag saßen wir im Flieger zurück nach Peking. Die Kinder waren vor allem voller Vorfreude auf Cookie und auch wir freuten uns doch auf unser Bett und die tägliche Dusche. Alles in allem war es ein wunderschöner Urlaub der uns in bester Erinnerung bleiben wird, vor allem Dank der Japan Campers.

Chinese New Year No. 3

Einen wunderschönen guten Tag miteinander, obwohl es doch tatsächlich auch ohne Smog mal richtig trüb bei uns draußen ist. Das sind wir gar nicht gewohnt.

Wer hätte das gedacht, unser drittes Chinese New Year in Peking und es ist noch nicht das letzte. Ich kann sagen, es war besser als gedacht. Mit etwas mulmigen Gefühl haben wir uns nach einem Jahr Pause, pünktlich zu Olympia in Südkorea, mal wieder auf nach Chongli gemacht, dem Ort, an dem wir 2022 vielleicht noch einiges wiedererkennen werden, wenn auch vielleicht nicht mehr viel. Was in der kurzen Zeit alles passiert ist, seit wir das letzte mal da waren, das gibt’s nur in China. Neue Skigebiete, der ganze Ort voller Läden mit Skiverleih, riesige Hotelanlagen werden aus dem Boden gestampft. Es ist der Wahnsinn. Leider wirkt manches etwas undurchdacht. Hauptsache es sieht toll aus. Ein Superlativ jagt das nächste. Aber was wird damit nach Olympia? Das Gute ist, dass die Menschen in China solche Sachen selten hinterfragen oder als negativ empfinden. Die meisten im Ort sehen ihre Chance richtig Geld zu machen. Money rules the world!!! Auch in China. Das Hotel, in dem wir wohnen, ist eigentlich recht nett und auch noch nicht alt. Aber bereits jetzt muss man damit rechnen, dass es bis Olympia enorm an Glanz verlieren wird. Mit der Pflege ist es ja doch immer eher schwierig. Auch beim Essen muss noch einiges getan werden, um die Herzen der Ausländer zu erobern. Western Breakfast bedeutet hier ja normalerweise, dass es zumindest Kaffee und ein bisschen Cornflakes, Toast und Marmelade gibt. In einem Land wie China, wo jeder immer der Erste sein muss, funktioniert das leider noch nicht gut. Man fällt über alles her was neu und ungewohnt aussieht und lässt es liegen, denn wie mir von einer Chinesin erklärt wurde, benötigt der chinesische Magen einfach andere Nahrungsmittel und so stehen wir mit unseren vier Kindern da, bekommen nur einen halben Kaffee, keine Milch, kein Joghurt, kein Müsli…also Eier und Nudelsuppe…aber was solls, das Leben geht weiter und schimpfen hilft und bringt nichts. Dafür freuen sich die Mitarbeiter des Hotels so sehr über uns, dass sie mit ihren Telefonen um uns herumschleichen und immer mal wieder ein Bild schießen oder Keni über den Kopf streicheln. Was will man da noch sauer sein. Beim Skiverleih stellen wir fest, dass der Besitzer hofft, indem er den ganzen Tag im Laden sitzt, das ganz große Geld zu machen. Während die meisten Läden geschlossen sind, da an Chinese New Year ja doch noch sehr traditionell alle bei der Familie sind, hockt er und zwei Damen, ob Schwestern oder Freundinnen weiß man nicht, im Laden und wartet auf Gäste. Sogar Englisch kann er erstaunlich gut. Das ist immer noch eine große Baustelle, denn weder im Hotel noch am Skihang spricht man ein paar Worte Englisch. Sogar der Skilehrer schaut mich verschämt an und tut so, als ob er keiner wäre. Bloß keine Ausländer! Schade eigentlich…

Ansonsten erkunde ich mit Keni die Umgebung, während Lars sich mit allen drei anderen die Pisten hinunterstürzt. Wir stellen fest, dass wie immer, beim Essen die Hölle los ist. Ganztägig sitzen sie da, essen, quatschen und schauen, dafür ist aber auf der Piste freie Bahn. Essen, sich mal umschauen und natürlich das geliebte Selfie sind wichtiger. Warum die Leute viel Geld bezahlen, um auf Brettern auf künstlichem Schnee zu gleiten, scheint vielen noch etwas unklar. Das Gesamtambiente fehlt etwas, obwohl es sogar einen DJ gibt. Ich wandere oder laufe mit Keni derweilen durch die Stadt und entdecke dabei viel Interessantes. Zum Beispiel, dass bis vor einiger Zeit an den Felsen am Rande der Stadt noch Menschen in höhlenartigen Unterkünften gehaust haben, die nun schnell großflächig und in kürzester Zeit abgerissen werden. Ich finde eine große Kirche, vermutlich griechisch-orthodox, die schönste Kirche, die ich je in China gesehen habe (ich gebe zu, viele waren es noch nicht). Außen herum Baustelle, Müll, Dreck. Es schockiert mich ein wenig, aber irgendwie auch nicht. Es spielt halt irgendwie keine Rolle für die Menschen. Sie brauchen es nicht wie geleckt. Als ich die Kirche betrete schauen mich alle ganz erwartungsvoll an, aber ich sehe mich nur kurz um und gehe wieder heraus. Die Kirche ist bis an den Rand gefühlt. Am Altar ein Kreuz, an der Wand ein paar Bilder, sonst alles ganz schlicht. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass so viele Menschen in die Kirche gehen. Draußen hängt noch ein Plakat von der Weihnachtsmesse, sogar auf Englisch. Skurril.

An einem anderen Tag wandere ich eine kleine Straße am Rande der Stadt hinauf. Die führt mich zu Rückseite des Skigebietes. Überall streunende Hunde. Ein echtes Problem. Sie wühlen im Müll. Da ist es fast ein Glück, dass hier so viel Essen auf der Straße landet. So sind sie wenigstens nicht vor Hunger aggressiv. Trotzdem fühle ich mich unwohl. Nur ein paar hundert Meter von der Stadt entfernt wohnen die Menschen in Baracken. Sie scheinen ein paar Backsteine bekommen zu haben, um sich etwas Neues zu bauen, bzw. um die Straßenseite der Häuser zu erneuern. Überall wildes bellen. Tiere im Hof. Die Leute starren mich an und wundern sich wo ich hin will. Ein Mann läuft in sicherem Abstand hinter mir her. Als der Weg immer enger und ruhiger wird und es schwierig wird mit dem Kinderwagen, drehe ich um. Der Mann wirkt beruhigt, als ich wieder zurückkomme. Er lächelt freundlich. Komischerweise hat man vor wilden Tieren mehr Angst als vor den Menschen. Anders als woanders auf der Welt. Diese totale Ruhe, die ich mir so oft wünsche, halte ich gar nicht mehr aus und bin froh, als ich wieder bei den Häusern ankomme. Diese Erkundungstouren machen mir trotzdem viel Spaß, denn es gibt immer etwas zu entdecken.

Sobald es Abend wird, wird geknallt ohne Ende. Bis in die Morgenstunden sind die Menschen draußen und knallern sich in das Jahr des Hundes hinein. Und wie!!! Da die Knaller seit diesem Jahr gänzlich aus der Pekinger Innenstadt verbannt wurden, scheinen alle ins Umland zu fahren, um zu feiern. Na ja, was soll`s, den Kindern gefällt es! Und solange alle Finger an der Hand bleiben…

Es war ein gelungener Start ins chinesische Neujahr für uns alle! Wir sind gespannt, wie es weiter geht und was das Jahr für uns bereit hält! Auch allen Lesern wünschen wir alles erdenklich Gute!!!